Meinung : Was von diesem WM-Turnier bleiben wird
Das erste Eigentor in einem WM-Finale, der erste Videobeweis, effiziente Franzosen, aufopferungsvolle Kroaten, das torreichste Endspiel seit 1958 — das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag hat noch einmal einige Elemente von dem geboten, was diesen Sport für Abermillionen von Anhängern noch immer wie ein Magnet anzieht.
Eine Faszination, die sich der Gastgeber Russland auf seine ganz eigene Art zu eigen gemacht hat — als wäre das Ganze abgesehen vom strömenden Regen bei der Siegerehrung von einer preisgekrönten Werbeagentur geplant worden.
Zum Beispiel mit wenig Pomp und Politik, auch mit wenig Glamour, dafür mit hervorragender Organisation, sehenswerten Stadien und Sicherheitsstandards — und mit eben jenen Dingen, die man (eigentlich, und das ist in diesem Zusammenhang nichts weniger als zu hoffen) nicht planen kann: zum Beispiel mit der Fröhlichkeit der russischen Bevölkerung, die alle WM-Berichterstatter beinahe durchgängig konstatiert haben. Munter statt grimmig, mutig statt ängstlich. Dazu der sportliche Höhenflug der russischen Mannschaft, die wie bestellt mithalten und zeitweise mit ihrer Energieleistung ein ganzes Land begeistern konnte.
Spätestens, als der US (!)-Hollywoodstar Will Smith bei der Abschlussfeier in Moskau über die Bühne schwebte und im vollbesetzten Luschniki-Stadion im weißen Anzug die offizielle Fifa-WM-Hymne „Live It Up“ intonierte, war klar: Hier stellt kein autoritäres Regime seine fletschenden Zähne hinter einem stählernen, aber durchsichtigen Vorhang zur Schau. Das Konzept war das Gegenteil: Russland präsentiert Weltoffenheit in Wohlfühlatmosphäre, mit bunten statt grauen Bildern von singenden Kindern aller Ethnien — und fast immer ohne Putin.