Meinung Warum es ohne Zuwanderung keinen Wohlstand gibt

Meinung · Ohne mehr ausländische Kräfte ist der Lebensstandard in Deutschland in Gefahr. Eine Studie macht das nachdrücklich klar. Sie sollte Pflichtlektüre werden für jene, die durch Migranten Lebensqualität bedroht sehen.

 Der Deutsche Arbeitsmarkt braucht Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten.

Der Deutsche Arbeitsmarkt braucht Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Erkenntnis ist nicht neu, aber sie kann eigentlich nicht oft genug wiederholt werden: Ohne eine spürbare Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte wird der gewohnte Lebensstandard in Deutschland auf längere Sicht nicht zu halten sein. So hat es eine Studie der Bertelsmann-Stiftung jetzt noch einmal nachdrücklich klargemacht.

Die Untersuchung sollte zur Pflichtlektüre für all jene werden, die in jedem Migranten einen Angriff auf die eigene Lebensqualität sehen. Perspektivisch betrachtet ist genau das Gegenteil der Fall: Ohne Zuwanderung würde das Potenzial der Erwerbstätigen noch rasanter sinken. Und damit käme es unweigerlich zu Wohlstandsverlusten – auch bei AfD-Wählern übrigens. Dafür sorgt die dramatisch wachsende Alterung der deutschen Gesellschaft. Mit dem notwendigen Bewusstseinswandel steht es hierzulande nicht gerade zum Besten. Die oft zitierte „Einwanderung in die Sozialsysteme“ ist dafür der Kampfbegriff. Die notwendige Einwanderung in die Arbeitswelt wird übersehen.

Zwar hat die Bundesregierung unlängst einen Gesetzentwurf zur Fachkräftezuwanderung auf den Weg gebracht. Aber auch der atmet immer noch den Geist der Abgrenzung. Anstatt zum Beispiel einen Stichtag festzulegen, um bis dahin abgelehnten Asylbewerbern mit guten Jobperspektiven unkompliziert ein Bleiberecht zu ermöglichen, setzt die große Koalition auf eine sogenannte Beschäftigungsduldung. Schon das Wort klingt alles andere als einladend.

 Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Auch andere Industriestaaten drohen zu vergreisen. Auch sie werden deshalb nicht ohne Zuwanderung auskommen – und entsprechend für sich werben. Bald gibt es eine weltweite Konkurrenz um die Köpfe.

Die schlechte Alternative ist derzeit in Ungarn zu besichtigen. Auch dort suchen viele Betriebe nach Personal. Doch weil sich das Land radikal gegen Migranten abschottet, hat Regierungschef Orban ein Gesetz ersonnen, das es Unternehmen erlaubt, ihre Mitarbeiter auf bis zu 400 Überstunden im Jahr zu verpflichten. In der Folge kam es zu Massenprotesten.

Damit legale Zuwanderung auf mehr Akzeptanz stößt, müssen die Möglichkeiten gegen illegale Zuwanderung besser ausgeschöpft werden. Wenn Asylverfahren ungewöhnlich lange dauern, Abschiebungen – insbesondere von Straftätern – nicht konsequent vollzogen werden, oder die Festlegung von sicheren Herkunftsstaaten an der Engstirnigkeit der Opposition scheitert, dann zeigt das den Handlungsbedarf.

Das geplante Fachkräftezuwanderungsgesetz muss schnell kommen, und es muss so unbürokratisch wie möglich sein. Sonst schadet sich das Land am Ende selbst. Die Losung lautet: gesteuerte Zuwanderung rauf, unkontrollierte Zuwanderung runter.

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