Meinung Warum Donald Trump doch gewinnen kann

Donald Trump hat in seiner Nominierungsrede zum Abschluss des Republikaner-Parteitags weder das Rad noch sich selbst neu erfunden. Das musste er auch nicht. Denn auch wenn es für viele Menschen in Europa und den USA kaum vorstellbar ist — Donald Trump hat gute Chancen auf die Präsidentschaft, wenn er so bleibt, wie er ist.

Trump hat sich in Cleveland vor allem als der Mann des Erfolgs dargestellt. Das ist seine Hauptbotschaft. Ich bin der Beste, ich bin erfolgreich. Unter meiner Führung wird auch Amerika wieder das beste Land und das erfolgreichste — ausgedrückt durch einen der Leitsprüche des Parteitages: „Make America first again“.

Trump ist ein Mann der Show. Er hat jahrelang erfolgreich eine Reality-TV-Sendung produziert und moderiert. Er weiß, was das Publikum will. In diesem Fall theatralisches Gehabe, großspurige Ankündigungen und vor allem einfache Lösungen.

Und die bietet er. Für ihn sind die Migranten schuld an der Kriminalität und den niedrigen Löhnen, die Schwarzen an den toten Polizisten und Hillary Clinton an allen außenpolitischen Schwierigkeiten in der Welt, inklusive IS. Komplexe Analysen sind nicht das Seine. Er vereinfacht die Welt und verdreht Fakten. Aber er hat es dadurch schon geschafft, die meisten Vorwahlstimmen aller Zeiten auf sich zu vereinen — und könnte so auch viele Stimmen bei der Wahl zum Präsidenten am 8. November ernten.

Trump bedient eine Politikverdrossenheit, die auch anderswo auf der Welt sichtbar ist. In Deutschland. In Frankreich. In Großbritannien. Die Welt ist vielen zu kompliziert geworden. Viele fühlen sich abgehängt. Viele sehen sich bedroht von Immigranten und der Globalisierung, von sich verändernden Lebenswirklichkeiten und fehlenden Sicherheiten. Dadurch profitieren Demagogen hier wie dort.

Selbst wenn Trump als unbeliebtester Kandidat aller Zeiten gilt: Hillary Clinton steht nicht viel besser dar. Vor allem aber verspricht der Politik-Neuling Trump einen lang ersehnten Wechsel — radikaler und glaubwürdiger als jenen, den Obama versprochen hatte und nicht liefern konnte.

Viele Menschen fühlen sich von Donald Trump beleidigt und abgeschreckt — auch in seiner eigenen Partei. Leicht wird es nicht für ihn. Aber er spricht viele Wähler an, die ihr Kreuz ohne einen Kandidaten wie ihn gar nicht erst machen würden. Das könnte sein Trumpf werden.

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