Wahlkampf nimmt Fahrt auf: Spannend wie ein Fußball-Endspiel

Nach einem bislang müden Wahlkampf geht’s jetzt richtig los.

Nur vier Wochen bis zur Wahl — und kaum einer schert sich drum. Das mag an Schulferien und Sonnenschein liegen.

Doch vor allem haben die Kanzlerkandidaten dafür gesorgt. Herausforderer Peer Steinbrück müht sich zwar redlich, aber die Rolle einer charismatischen Persönlichkeit, die die Massen mitreißt, besetzt er nicht. Da hilft ihm seine Sachkompetenz wenig.

Und von Angela Merkel scheint der unaufgeregte Wahlkampf sogar gewollt zu sein. Sie genießt ihre hohen Sympathiewerte als Lenkerin, der die Menschen vertrauen. Heiße Debatten sucht sie nicht, weil sie ihr sogar schaden könnten.

Dabei gäbe es durchaus Themen, an denen sich die Parteien auch im sogenannten Sommerloch reiben könnten. Die Griechenlandhilfen etwa, oder die Frage, ob die Steuern steigen oder sinken. Doch jetzt sind die meisten Urlauber zurück. Und je näher der Wahltermin rückt, desto mehr kommt Feuer in den Wahlkampf.

Wobei die Dramatik leider nicht wegen Sachfragen entsteht. Auch, weil die Parteien etwa das in der Bevölkerung durchaus relevante Euro-Thema nicht anpacken, um der neuen Alternative für Deutschland keine Munition zu liefern.

Bei vielen wird das Interesse nur deshalb erwachen, weil der Endspurt mindestens so knapp und spannend wie ein Fußball-Endspiel sein wird. Falls es nach dem 22. September nicht für Schwarz-Gelb langt, reicht es wahrscheinlich erst recht nicht für Rot-Grün.

Schon heute sprießen wilde Spekulationen: Lässt sich die SPD dann wirklich als Juniorpartner in eine große Koalition mit der Union ein, aus der sie erfahrungsgemäß eher beschädigt herausgeht? Würden SPD und Grüne vielleicht doch mit der Linkspartei koalieren oder sich zumindest von ihr als Minderheitsregierung tolerieren lassen? Gibt es andere Dreierbündnisse oder im schlimmsten Fall bald eine Neuwahl?

Es ist positiv, wenn solche Spannungselemente den Wahlkampf beleben und wenigstens durch die Hintertür die Sachthemen nach vorne rücken. Jeder sollte prüfen, welche Partei bei wichtigen Zukunftsthemen den eigenen Erwartungen am meisten entspricht. An uns als Zeitung soll es nicht scheitern: Wir werden in den nächsten Wochen täglich in übersichtlicher Form dabei helfen. Versprochen.

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