Meinung Verbrechen haben keine Nationalität, sondern Täter

Meinung · NRW-Innenminister Herbert Reul verfolgt eine vermutlich gute Idee damit, dass in Polizeimeldungen künftig die Nationalität eines Kriminellen genannt werden soll. Dennoch dient der Vorschlag Reuls nicht der Transparenz.

 „Verbrechen haben keine Nationalität. Sie haben Täter, die von einer dafür bestens ausgestatteten Polizei dingfest gemacht werden müssen.“

„Verbrechen haben keine Nationalität. Sie haben Täter, die von einer dafür bestens ausgestatteten Polizei dingfest gemacht werden müssen.“

Foto: dpa/Paul Zinken

NRW-Innenminister Herbert Reul verfolgt eine vermutlich gute Idee damit, dass in Polizeimeldungen künftig die Nationalität eines Kriminellen genannt werden soll, wenn ihm die Tat eindeutig nachgewiesen ist. Der CDU-Poltiker macht seinen Vorstoß eigenem Bekunden nach im Sinne der Transparenz. Und tatsächlich ist es ja auch eine grundsätzlich interessante Information, ob ein Verbrecher aus Bayern oder aus Anatolien stammt. Aber nur zur Befriedigung der Neugier und zur Beglückung politischer Kräfte, die der deutschen Gesellschaft allzu gern ein Ausländerproblem attestieren will.

Dabei kann niemand noch ernsthaft leugnen, dass es in vielen großen Städten auch in Nordrhein-Westfalen arabisch-stämmige Familienclans gibt, die ganze Stadtteile kontrollieren und eindeutig kriminelle Parallelgesellschaften anführen. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche über einen langen Zeitraum stetig gestiegen ist, weil rumänische Banden Städte an Autobahnen gleichsam abgegrast haben.

Insofern wäre gegen die Idee des NRW-Innenministers eigentlich nichts einzuwenden. Wenn eh jeder weiß, dass Libanesen in Wuppertal den Drogenhandel kontrollieren, dann kann bei Festnahmen auch die Nationalität des Drogenhändlers genannt werden. Wenn 100 Marokkaner auf der Kölner Domplatte Frauen belästigen, dann ist die Nationalität schon der Menge an Straftätern wegen eine wichtige Nachricht.

Dennoch dient der Vorschlag Reuls nicht der Transparenz. Er ist einzig angetan, dem Druck aus AfD-Kreisen nachzugeben, die ein veritables Interesse daran haben, den Deutschen einzuimpfen, sie lebten in einem zunehmend unsicheren, von ausländischen Kriminellen heimgesuchten Land. Dabei geben die Polizeistatistiken das nicht her. Aber für Stimmungsmache und die Lufthoheit über digitalen Stammtischen reicht es.

 Ein Kommentar von Lothar Leuschen.

Ein Kommentar von Lothar Leuschen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Verbrechen haben keine Nationalität. Sie haben Täter, die von einer dafür bestens ausgestatteten Polizei dingfest gemacht werden müssen. Und sie haben Opfer. In aller Regel hat weder das eine noch das andere mit Nationalität zu tun, sondern mit Lebensläufen und Umständen. Deutschland wird nicht sicherer, wenn Polizeimeldungen in Zukunft den Leuten Wasser auf die Mühle gießen, die Türken, Syrer, Afghanen, Marokkaner, Italiener und Polen grundsätzlich für krimineller halten als die einheimische Bevölkerung. Aber Deutschland wird anders, wenn eine vermeintliche politische Korrektheit nur dazu beiträgt, die Gräben zu vertiefen, die sich heute schon durch die Gesellschaft ziehen.

Mörder sind Verbrecher. Vergewaltiger sind Verbrecher. Diebe sind kriminell. Steuerhinterzieher auch. Kriminelle und Verbrecher gibt es in jeder Nationalität, in jeder Hautfarbe. Eine Gesellschaft funktioniert unter anderem dann gut, wenn sie Verbrecher und Kriminelle erfolgreich bekämpft, mit derselben Intensität und ganz egal, wo deren Wiege stand.

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