Meinung Warum der Machtkampf in Caracas so gefährlich ist

Meinung · Der Machtkampf in Venezuela hat das Potenzial, die ganze Welt zu erschüttern. Es geht nicht nur um die Frage, wer in dem südamerikanischen Land das Sagen hat. Auf der einen Seite der autoritäre Staatschef Nicolás Maduro, der sich mit Hilfe des Militärs an der Macht hält; oder der selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó, der den Rückhalt des Volkes für sich reklamiert.

 Rolf Eckers

Rolf Eckers

Foto: Sergej Lepke

Es geht vielmehr darum, dass China, Russland und die USA tief in diesen Konflikt verstrickt sind und eigene Interessen verfolgen. Die Hackordnung ist dabei ebenso simpel wie gefährlich: China und Russland stehen auf der Seite des Maduro-Regimes, während US-Präsident Donald Trump Guaidó in Windeseile als Staatschef anerkannt hat und damit die ungewohnte Rolle des Kämpfers für die Demokratie in Venezuela übernimmt.

Aber warum wirft sich Trump so ins Zeug? Schließlich hat er sonst keine Probleme damit, mit anti-demokratischen Führungsfiguren wie Russlands Wladimir Putin oder Nordkoreas Kim Jong Un zu kooperieren. Die einfache Antwort: Venezuela ist das Land mit den größten bekannten Ölreserven der Welt. Und es befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den USA. Trump kann es nicht akzeptieren, dort die Kontrolle zu verlieren.

Unter Maduros Führung ist die Abhängigkeit Venezuelas vom Geld aus Peking und Moskau aber inzwischen fast grenzenlos. China lässt sich seine Kredite in Öl bezahlen. Und Russland legt allergrößten Wert darauf, im „Hinterhof“ der Vereinigten Staaten einen Stützpunkt für seine atomwaffenfähigen Bomber zu haben. Peking und Moskau wollen einen Regierungswechsel in Caracas auf jeden Fall verhindern.

Venezuela ist ein Land, das seine Bevölkerung trotz des Reichtums an Rohstoffen nicht mal mit den dringendsten Dingen des täglichen Lebens versorgen kann. Von den Öleinnahmen profitiert nur eine Elite aus Politikern und Offizieren. Hunderttausende haben das Land schon verlassen, viele Oppositionelle sitzen im Gefängnis. Dass die Menschen das Ende der Maduro-Herrschaft wollen, ist allzu verständlich. Aber wie weit will Trump gehen? „Militärische Optionen“ hat der Präsident mit Blick auf Venezuela nicht ausgeschlossen.

Peking und Moskau warnen vor jeder Einmischung. Eine gefährliche Gemengelage. Und was macht Europa? Die EU will den Druck auf Maduro erhöhen und fordert sofortige Neuwahlen. Offen ist, ob Deutschland sich mit seiner Forderung durchsetzt, Guaidó ansonsten als Interimspräsident anzuerkennen. Außenminister Heiko Maas (SPD) war mit dieser Haltung vorgeprescht – ohne Absprache mit den Partnern. Die EU wäre gut beraten, mit einer Stimme zu sprechen. Nicht weniger steht auf dem Spiel, als die direkte Konfrontation der Atommächte zu verhindern.

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