US-Wahl: Europa sollte Obama die Daumen drücken

Nach dem Sieg in Florida ist Romney Favorit der Republikaner.

Zwar haben die Republikaner erst in vier der 50 US-Staaten entschieden, wen sie gegen Präsident Barack Obama ins Rennen schicken wollen. Doch selbst in diesem frühen Stadium des Vorwahl-Marathons hat Mitt Romney bereits bewiesen, dass ihm der Sieg so gut wie sicher ist.

Sein Durchmarsch bei der Abstimmung in Florida hat Signalwirkung: Konservative Wähler glauben, mit ihm im November eine Wachablösung im Weißen Haus schaffen zu können.

Das Wahlvolk in Florida ist vielschichtiger als in den meisten anderen Bundesstaaten. Dort leben wohlhabende Rentner und zahlreiche ethnische Minderheiten — vor allem Latinos kubanischer Abstammung.

Zwar hat Romney nach wie vor bei den Erzkonservativen Probleme, denen seine politischen Positionen zu moderat sind. Auch sie haben aber erkannt, dass der frühere Massachusetts-Gouverneur über eine wichtige Eigenschaft verfügt — Siegermentalität.

Kein anderes Kriterium fiel so stark ins Gewicht wie die „Wählbarkeit“ des Kandidaten. Bei Newt Gingrich herrschen berechtigte Zweifel an seiner Seriosität, während Rick Santorum und Ron Paul längst die Statistenrollen übernommen haben. Romney hingegen scheint unaufhaltsam einem direkten Duell mit Obama entgegenzusteuern.

Er wird nicht zuletzt wegen seiner fast unbegrenzten Wahlkampfmittel, die es ihm ermöglichen, in verbalen Fernseh-Attacken seine Gegner zu diskreditieren, kaum zu bremsen sein.

So aggressiv wie die Vorwahlen dürfte auch die Finalrunde werden, wenn sich der amtierende Präsident und sein republikanischer Herausforderer gegenüberstehen. Einen Vorgeschmack gab es schon: Obama und Romney bewerfen sich seit Wochen mit Schmutz.

Für die transatlantischen Beziehungen würde ein Präsident Romney nichts Gutes verheißen. Der Multimillionär wettert immer wieder gegen den „europäischen Wohlfahrtsstaat“ und sieht in der politischen Handhabung der Eurokrise „eine Richtung, in die wir als Nation nicht gehen wollen“.

Dabei hat er für Amerikas eigene Wirtschaftskrise keine überzeugenden Rezepte parat. Romney will zudem eine Rückkehr zu einem Unilateralismus der Marke George W. Bush. Europa ist gut beraten, Barack Obama für eine zweite Amtsperiode die Daumen zu halten.

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