Turbo-Abi: Den Rat der Betroffenen ernst nehmen

Kommentar Das Turbo-Abi und die Nöte von Schülern und Lehrern

Eltern von Schülern mit schneller Auffassungsgabe mögen mit den Achseln zucken. Läuft doch alles gut mit dem Abitur nach zwölf Jahren. Doch da sind auch diejenigen Schüler, die sich überfordert fühlen. Die mit dem gegenüber früheren Zeiten erhöhten Druck nur schwer zurechtkommen. Vereinssport, Musik, einfach nur mal „Chillen“ oder Abhängen, wie man früher sagte — das passt kaum noch in den durchgetakteten Schüleralltag. Schon in der Grundschule wird manch ein Schüler mit Nachhilfeunterricht auf die Lern-Autobahn vorbereitet. Wie sich solch früher Druck und immer kleiner werdende Freiräume auf Persönlichkeit und Gesundheit auswirken — das sind Fragen, die man nicht einfach beiseite wischen darf.

Nun wird vielfach der radikale Weg gefordert, alles wieder rückgängig zu machen: Weg mit dem Turbo-Abi, zurück zu 13 Schuljahren, zurück zur guten alten Zeit. Doch was hieße das für die jetzige Schüler- und Lehrergeneration? Erneut würde an dem gerade erst erfolgten Umstellungsprozess herumgedoktert. Wieder gäbe es komplett neue Lehrpläne und Abläufe, auf die sich alle Beteiligten einstellen müssten. Wieder würden die aktuellen Schulbücher nicht passen. Einmal mehr würde sich eine Schülergeneration mit einem erneuten Umschwenken und den damit verbundenen Unsicherheiten konfrontiert sehen.

Bleibt das Abfedern zu großer Härten im System. Dies kann aber nur funktionieren, wenn es wirklich ernst gemeint ist. Es dürfen nicht nur hinhaltende Versprechungen sein, die da in Form von Empfehlungen des Runden Tisches daherkommen.

Wenn nun die Landes-CDU beklagt, Rot-Grün hätte längst die notwendigen Gesetze machen können, so mag man zornigen Eltern und frustrierten Schülern aus der Seele sprechen. Andererseits ist es durchaus angemessen, bei diesem so wichtigen Thema zunächst den Sachverstand der Betroffenen einzuholen. Dies ist jetzt geschehen. Die Regierenden sollten und müssen die Ergebnisse des Runden Tisches durchaus noch diskutieren. So viel Zeit sollte jetzt auch noch sein. Doch gemessen werden sie am Ende daran, wie ernsthaft sie die Erleichterungen durchsetzen und auch kontrollieren.

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