Meinung Thomas Cook: Trügerische Sicherheit

Meinung · Für die Kunden von Thomas Cook kommt es knüppeldick: Viele von ihnen durften ihr gebuchtes Hotel gar nicht betreten, oder sie durften es erst verlassen, wenn sie vor Ort erneut selbst die Zeche gezahlt haben.

 Annette Ludwig, WZ Redakteurin für Nachrichten/Wirtschaft/Kultur. Foto: Sergej Lepke

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Für andere konnte oder kann der lang ersehnte Urlaub erst gar nicht beginnen. Die Insolvenz des zweitgrößten deutschen Reiseveranstalters hat drastische Folgen für die Verbraucher. Jetzt wird deutlich,  dass die betroffenen Pauschalreisenden noch nicht einmal den kompletten Reisepreis über die Ausfallversicherung erstattet bekommen, obwohl ihnen mit dem Reise-Sicherungsschein etwas anderes suggeriert worden ist. Diese Sicherheit erweist sich als trügerisch.

Und das kommt so: Wie so häufig bei Versicherungen und Verträgen kommt es auf das Kleingedruckte an. Die Ausfallversicherungen sind nämlich gedeckelt. Die Haftungssumme liegt in Deutschland bei maximal 110 Millionen Euro. Diese Summe reicht bei einem Branchenriesen wie Thomas Cook bei weitem nicht aus.

Skandalös sind zwei Dinge: Zum einen, dass die Kunden in dem Glauben gelassen werden, dass sie die Versicherung wirklich absichert. Zum anderen, dass es der deutsche Staat versäumt hat, die Obergrenze von 110 Millionen Euro, die aus den 90er Jahren stammt, entsprechend den aktuellen Marktbedingungen anzuheben. Was nutzt eine Obergrenze, die mögliche Insolvenzen der Nummern eins bis vier auf dem deutschen Veranstaltermarkt nicht absichern kann? Eine Erhöhung der Haftungsobergrenzen ist aber nicht attraktiv für die Veranstalter und ihre starke Lobby, die die Kosten für die Versicherungsprämien niedrig halten wollen.

Gibt es Hoffnung für die Kunden? Vage. In der EU-Pauschalreiserichtlinie steht, dass jeder Staat dafür Sorge tragen muss, dass Kundengelder wirksam abgesichert werden. Nähme man das ernst, müsste der Bund die restlichen Kosten tragen.

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