Steinbrück: Der Hoffnungsträger a. D.

Steinbrücks Werte brechen in den Umfragen ein

Als Peer Steinbrück im Jahr 2002 durch eine Verkettung mehrerer nicht von ihm beeinflusster Umstände quasi über Nacht zum Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen wurde, gab es den hämischen Ausspruch der CDU: „Peer — wer?“

Nun, da Peer Steinbrück für seine Partei das Kanzleramt erobern soll, wird über ihn aus weitgehend von ihm beeinflussten Umständen als „Peer, der Problembär“ gespottet. Das ist eine rasante Entwicklung. Die SPD fürchtet, dass weder sie noch ihr Spitzenkandidat diese stoppen kann. Die Lage ist für beide dramatisch.

Alle Welt ist sich einig, dass in einer Woche in Niedersachsen nicht nur über die künftige Regierung in Hannover, sondern auch über das Schicksal von FDP-Chef Philipp Rösler entschieden wird. Daran hat sich auch nichts geändert. Aber angesichts der neuen Zahlen könnte der Urnengang dort auch über die Zukunft des Kandidaten Steinbrück entscheiden.

Noch vor vier Wochen schien Rot-Grün der Sieg in Niedersachsen sicher. Heute ist das Rennen dort völlig offen. Die Grünen bringen stabile Werte, die SPD aber schwächelt bedenklich. Sollte ein Regierungswechsel in Hannover scheitern, wird die Diskussion um die Tauglichkeit Steinbrücks als Wählerfang parteiintern eine ganz neue Dynamik entwickeln.

Schon jetzt müssen sich viele Genossen auf die Lippen beißen, um angesichts der Fehltritte des Mannes, der die populäre Kanzlerin aus dem Amt drängen will, nicht laut aufzuschreien. Der De-luxe-Auftritt in der Pleite-Stadt-Bochum, das Räsonieren über das angemessene Kanzlergehalt, die Besserwisserei hier und die Bedeutungshuberei dort — das alles hat sich zu einem explosiven Gebräu vermischt.

Die Partei hat Steinbrück zum Kandidaten bestimmt, weil er für Angriff stand und versprach, die Partei gegen eine starke Kanzlerin aussichtsreich in die Auseinandersetzung führen zu können. Es ist mittlerweile so, dass es gar keine politische Auseinandersetzung mehr gibt zwischen der Opposition und der Regierung. Die Medien — manchmal auch übereifrig — und der Rest der Öffentlichkeit warten nur auf weitere Fehler Steinbrücks. Das ist für einen Wahlkampf tödlich. Gelingt in Niedersachsen nicht der Wechsel, wird es eng für den einstigen Hoffnungsträger.

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