Meinung Solidarität mit den Flüchtlingsrettern - Der Aufstand der Anständigen

Meinung · Tausende Menschen waren am Wochenende auf der Straße, um ihre Solidarität mit den Flüchtlingsrettern im Mittelmeer zu bekunden. Ein Aufstand der Anständigen. Menschen ertrinken zu lassen, widerspricht den Werten jeder humanen Gesellschaft.

 Mehrere hundert Teilnehmer beteiligen sich in der Innenstadt an einer Demonstration zur Unterstützung von Seenotrettern und Geflüchteten.

Mehrere hundert Teilnehmer beteiligen sich in der Innenstadt an einer Demonstration zur Unterstützung von Seenotrettern und Geflüchteten.

Foto: dpa/Boris Roessler

Dieser Anspruch hat allerdings auch eine Kehrseite. Nur die wenigsten dürften für eine ungebremste Einwanderung sein. In diesem Zweispalt steckt  Europa.

Man kann den Regierungen Italiens und Maltas eine Verachtung humaner Werte vorwerfen. Tatsache ist aber auch, dass der große Rest der EU nicht viel besser ist, denn er hat die Staaten an den südlichen Außengrenzen der Gemeinschaft in der Flüchtlingsfrage allein gelassen. Noch immer gilt das Dublin-System, das die Verantwortung jenen Ländern zuschiebt, in dem Migranten erstmals europäischen Boden betreten. Eine Zeit lang schien die Lage entschärft zu sein, weil Libyen zum Puffer gegen die Fluchtbewegung ausgebaut wurde. In den dortigen Flüchtlingslagern herrschen jedoch katastrophale Zustände. Dem darf die EU nicht  länger zusehen.

 Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Es ehrt Deutschland, wenn es jetzt gerettete Flüchtlinge  aufnimmt. Aber es krankt am Fehlen eines EU-weit funktionierenden Verteilungssystems. Mitgliedsländer sollten es über empfindliche Kürzungen von EU-Geldern zu spüren bekommen, wenn sie sich dabei  jeder  Kooperation entziehen. Notwendig sind darüber hinaus Auffanglager außerhalb der EU, in denen zu menschenwürdigen Bedingungen Anträge auf Asyl gestellt werden können.

Die allermeisten Migranten freilich treten ihre Flucht aus wirtschaftlichen Motiven an. Denkbar wären hier europäische Zuwanderungskontingente,  auch um den Schlepperbanden das Handwerk  zu legen. So lange sich die EU dieser komplexen Herausforderung nicht stellt, wird das Leiden und Sterben im Mittelmeer weiter gehen.

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