Meinung Soldat - Kein Job wie jeder andere

Die Abschaffung der Wehrpflicht vor fünf Jahren war und bleibt richtig. Selbst nach der von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geplanten Aufstockung um 7.000 Soldaten, könnte die Armee nicht annähernd alle tauglichen Wehrpflichtigen einberufen.

Auch heute bliebe die Wehrgerechtigkeit auf der Strecke. Und dass trotz der drohenden Gebärden Russlands weiterhin nur 36 Prozent der Deutschen zurück zum alten Zustand wollen, zeigt die Akzeptanz der damaligen Entscheidungen. Im Übrigen wurde die Wehrpflicht 2011 ja nur ausgesetzt - die grundsätzliche Mobilisierbarkeit bleibt.

Das tatsächliche Problem ist ein anderes: Die Bundeswehr braucht nicht irgendwelche Rekruten, sondern Spitzenleute. Menschen, die motiviert sind für diese ganz spezielle Aufgabe - also auch für ihr Land - und die etwas können. Die Auslandseinsätze zum Beispiel bestehen nicht nur aus militärischen Aktionen, also schießen. Sie bestehen auch aus Friedensstiftung und -sicherung, aus lokaler Vermittlung und praktischer Hilfe. Das alles erfordert mehr noch als Risikobereitschaft große kulturelle und politische Kompetenzen. Gleichzeitig wird die Technik immer anspruchsvoller.

Der Bundeswehr fehlen nicht Rambos. Ihr fehlen IT-Experten für den Cyber-Krieg, Sanitäter und Ärzte zur Versorgung der eigenen Truppe wie fremder Bevölkerungen, Ingenieure für Flugzeuge und Schiffe, Vermittler und Aufbauhelfer in den Einsatzgebieten. Da ist es für die Personalgewinnung schlecht, wenn der Job nicht nur gefährlicher ist als andere, sondern auch weniger angesehen im eigenen Volk, mieser bezahlt, und wenn er für die Zeit danach schlechtere Zukunftsperspektiven bietet. So kann die Freiwilligenarmee auf Dauer nicht funktionieren. Es ist auch keine Lösung, Ausländer einzustellen oder sie mit leichterer Einbürgerung zu locken. Das wäre eine halbe Söldnerarmee.

Ob angesichts wachsender Bedrohungen von außen eines Tages die Wehrpflicht doch wieder eingeführt werden muss, hängt vom Verhalten aller ab. Es ist eben nicht gut, wenn Schulen die Werbung für den Soldatenberuf stolz untersagen und linke Parteien die laufenden PR-Kampagnen anprangern.

Es ist auch nicht gut, wenn in den Betrieben verloren geht, was früher selbstverständlich war:
Nämlich, dass einer, der bei der Bundeswehr gedient und so Verantwortung gezeigt hat, oft auch Führungsverantwortung, einen Vorteil bei einer Bewerbung genießt. Vor allem aber wird die Freiwilligenarmee Geld kosten. Angela Merkel hat kürzlich verkündet, dass der Wehretat wegen der wachsenden Bedrohungen steigen müsse. Das ist richtig, betrifft aber nicht nur die Ausrüstung. Ein beträchtlicher Teil davon muss in die Besoldung und die Qualität der soldatischen Arbeitsplätze gehen.

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