Sicherheit im Fußball: Von geliebten Feindbildern trennen

Die Diskussion um Sicherheit im Fußball geht weiter.

Es sind Saison für Saison rund 20 Millionen Menschen, die die Spiele der ersten und die der zweiten Fußball-Bundesliga besuchen. Das ist ein europaweit unerreichter Wert, der Fußball ist hierzulande Volkssport im besten Sinne. Die Spitzenvereine locken ganze Familien in ihre meist hochmodernen Stadien, an jedem Wochenende treten überdies Millionen Jungen und Mädchen, Frauen und Männer in ihren Heimatvereinen zu Spielen auf Amateurniveau an.

Ist also alles gut im Fußball-Wunderland? Leider nein. Denn es gibt an nahezu jedem Wochenende Meldungen, die nicht zu dem Hochglanzprodukt passen. Da attackieren Kölner einen Bus mit Mönchengladbachern auf der Autobahn, da prügeln Dortmunder auf Schalker ein, weil die sich angeblich einen Flieger voller Schläger vom Balkan haben einfliegen lassen. Geht es noch?

Man wird unter dem Strich der Analyse der Polizei zustimmen müssen: Es gibt einen harten Kern von Unbelehrbaren, die die Regeln für den normalen zwischenmenschlichen Verkehr zwar kennen, sie aber bewusst brechen. Wie groß diese Gruppe ist, lässt sich wahrscheinlich nie exakt bemessen. Klar muss aber sein, dass gegen diese winzige Minderheit, die fast immer gezielt außerhalb der Stadien und damit fernab der Polizei prügelt, nur die konsequente Anwendung der Verbote und Gesetze hilft. Das wird jetzt schon gemacht, und das darf nicht eingestellt werden.

Denn die Diskussion um die Gewalttäter darf nicht vermischt werden mit den sogenannten Ultras, die in den Stadien zwar für Krach, aber nur ganz selten für Krawall sorgen. Ihnen geht es immer noch um das Spiel und vor allem darum, den Verein des Herzens lautstark und phantasievoll zu unterstützen. Diese Gruppen sind eigentlich nahezu alle dialogbereit.

Und die Gespräche sind in den vergangenen Jahren immer intensiver geworden, wie auch gestern die eindrucksvolle und einzigartige Anhörung im Landtag bewies. Zu dem Dialog gibt es keine Alternative, er wird sicherlich noch besser werden. Die Polizei wird sich dabei von so manch liebgewonnenem Feindbild trennen müssen, die Ultras aber auch: Das legale Abbrennen von Bengalos wird es in deutschen Stadien nicht geben. Das ist keine Schikane, sondern gesunder Menschenverstand.

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