Meinung : Seehofer hat den Zeitpunkt für einen würdigen Abschied verpasst
Meinung Die Frage ist, ob Horst Seehofer der CSU in Berlin noch nützt, wenn er nicht mehr CSU-Vorsitzender und nur noch Bundesinnenminister ist, wie ihm offenbar jetzt vorschwebt.
Dass das eine mit dem anderen nichts zu tun habe, davon „unberührt“ sei, wie Seehofer nun meint, ist ausgemachter Quatsch. Er selbst hat noch vor einem Jahr argumentiert, der „Stärkste“ müsse nach der Bundestagswahl nach Berlin, um der CSU dort gehörig Gewicht zu geben. Ohne Parteivorsitz aber ist der 69-jährige CSU-Mann stark geschwächt, zumal wohl sein Intimfeind Markus Söder in München sein Nachfolger wird. Dass Seehofer als Minister Befehle von Söder entgegennimmt oder auch nur Ergebnisse von Koalitionsgipfeln schluckt, an denen nicht er, sondern Söder beteiligt war, das ist schwer zu glauben.
Es ist eine Lösung allenfalls auf Zeit, weil man in München meint, dass es die große Koalition sowieso nicht mehr lange macht. Seehofers mögliche Nachfolger im Innenministerium müssen so nicht für vielleicht wenige Monate nach Berlin wechseln, wo es dann Neuwahlen mit ungewissem Ausgang gibt. Horst Seehofer macht sozusagen den Platzhalter, eine Rolle, die seiner Lebensleistung auch nicht gerade gerecht wird.
Dauert die große Koalition aber länger, vielleicht sogar bis zum regulären Ende der Legislaturperiode, wird es ungemütlich für alle Beteiligten. Zur Erinnerung: In nur sieben Monaten Amtszeit hat Seehofer zwei ebenso große wie überflüssige Regierungskrisen provoziert. Weil er ein Einzelgänger, Rechthaber und politischer Spieler ist, und weil er noch einige Rechnungen mit Angela Merkel offen hat, wird das nicht aufhören. Dann müsste die Kanzlerin dass tun, was sie schon in der Causa Maaßen hätte tun sollen: Ihn rausschmeißen. Dass die CSU sich dann für ihn verkämpft, ist sicher nicht zu erwarten.