Meinung Schlechtes Timing beim Kampf um den CDU-Vorsitz

Meinung | Berlin · Angesichts der Corona-Krise interessiert sich wohl niemand mehr für das Rennen um den CDU-Vorsitz. Und doch verschiebt die Krise die Chancen der Kandidaten. Höchste Zeit für ein Machtwort der Noch-Amtsinhaberin.

 Annegret Kramp-Karrenbauer sollte den Wahlkampf um ihre Nachfolge bis Dezember aussetzen.

Annegret Kramp-Karrenbauer sollte den Wahlkampf um ihre Nachfolge bis Dezember aussetzen.

Foto: dpa/Gregor Fischer

Annegret Kramp-Karrenbauer hat recht: Die Corona-Krise stellt alle anderen politischen Themen weit in den Schatten. Auch das Rennen um „AKKs“ Nachfolge im CDU-Vorsitz dürfte so ziemlich das Letzte sein, was die Bürger derzeit umtreibt. Schlechtes Timing, könnte man spöttisch sagen. Die SPD hat da sicher mehr Glück gehabt. Das ebenfalls lange Zeit existierende Führungsvakuum bei den Genossen wurde weit vor Ausbruch der Seuche behoben. Wie gut oder schlecht dies gelang, erhitzt nach den ersten einhundert Amtstagen von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans jetzt allerdings genauso wenig die Gemüter.

Was nun das Kandidaten-Schaulaufen in der CDU angeht, so gehört es freilich auch zur Wahrheit, dass sich die Rahmenbedingungen für die drei potenziellen Anwärter im Zuge der Virus-Pandemie deutlich verändert haben. Durch die parteitaktische Brille betrachtet ist Armin Laschet im Vorteil, weil er kraft seines Amtes als mächtiger NRW-Ministerpräsident bei der Krisenbewältigung viel mediale Aufmerksamkeit genießt. Norbert Röttgen und Friedrich Merz bleibt da nur die Zuschauer-Rolle. In normalen Zeiten wären sie jetzt von einer CDU-Veranstaltung zur nächsten gezogen, um bei der Basis zu punkten. Insbesondere Merz kann ja ein mitreißender Redner sein. Doch wegen Corona kommt diese Stärke nicht zur Geltung. Auch der CDU-Betrieb steckt im Krisenmodus.

Schlechtes Timing beim Kampf um den CDU-Vorsitz
Foto: k r o h n f o t o . d e

Im Interesse der „Waffengleichheit“ für alle drei Aspiranten wäre es daher am besten, Kramp-Karrenbauer würde klar verkünden, bis zum nächsten regulären CDU-Parteitag im Dezember im Amt zu bleiben. Erst dann sollte über den neuen Vorsitzenden entschieden werden. Das entzöge allen Spekulationen über einen weiteren vorgezogenen Termin den Boden und brächte Ruhe in die Partei. In den nächsten Wochen und Monaten gibt es wirklich Wichtigeres.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort