Rheinische Kirche: Herausforderung in schweren Zeiten

Manfred Rekowski ist der neue Präses der rheinischen Kirche.

Man darf es getrost als Überraschung werten, dass Manfred Rekowski der neue Präses der rheinischen Kirche wird. Klare Favoritin war schließlich für Außenstehende Petra Bosse-Huber, die lange Jahre Vize-Präses und in der Öffentlichkeit deutlich präsenter war als Rekowski. Doch der Wuppertaler setzte sich gegen die Wuppertalerin durch. Die dritte Bewerberin, die Ostberlinerin Ellen Ueberschär, hatte wie erwartet keine realistische Chance.

Nun also Rekowski. Er hat das Vertrauen der Mehrheit gerade auch deshalb, weil er in den vergangenen Jahren nicht so eng mit der Kirchenleitung betraut war wie Bosse-Huber. Nichts hat die Basis so erschüttert wie der Immobilienskandal der rheinischen Kirche.

Bei spekulativen Geschäften wurden 21 Millionen Euro in den Sand gesetzt. Das ist verheerend in ethischer Hinsicht, das bedeutet ein Kahlschlag unter finanziellen Aspekten — schließlich müssen die Gemeinden gleichzeitig Einrichtungen schließen, Personal abbauen und Gebäude verkaufen.

Der langjährige Wuppertaler Superintendent Rekowski tritt in dieser Hinsicht sein Amt unbelastet an. Gleichwohl ist es eine große Herausforderung. Sein Vorgänger Nikolaus Schneider war ungemein populär, war ein Menschenfischer, verschaffte der Stimme der Kirche Gehör und verfügte über ein sehr gut funktionierendes Netzwerk.

Rekowski hat bislang eher hinter den Kulissen gewirkt und muss nun an der Aufgabe wachsen. Der Präses ist das Gesicht der rheinischen Kirche, er darf den öffentlichen Auftritt nicht scheuen, er muss auch einmal die Zuspitzung wagen.

Die Zeiten sind nicht eben kirchenfreundlich. Wie die katholische Kirche auch verlieren die Protestanten weiter Mitglieder, in den Kassen herrscht häufig ebenso gähnende Leere wie auf den Kirchenbänken.

Unter sich verschlechternden äußeren Rahmenbedingungen muss die Kirche immer wieder erneut beweisen, dass sie in der vom Materialismus geprägten Welt eine Zuflucht ist, dass sie eine Institution ist, die sinnstiftend sein kann — in ihren besten Momenten.

Es ist also viel zu tun für Manfred Rekowski. Er wird das nicht allein stemmen können und Unterstützung benötigen. Vielleicht kann er dabei ja auf Petra Bosse-Huber setzen. Es wäre beiden zu wünschen.

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