Kommentar Zutaten, aber kein Rezept gegen Rechts

Immer wieder ist von einer neuen Qualität der rechtsextremistischen Gewalt die Rede. Doch das, was da von Rechts kommt, wächst schon lange.

 Juliane Kinast

Juliane Kinast

Foto: Judith Michaelis

Es ist gerade wieder sehr schick – und lange nicht nur in rechtsextremistischen Kreisen –, Politiker als machtgeile Selbstzweckler hinzustellen.  Solchen Ätzern sei ein Gespräch mit Andreas Hollstein empfohlen, der sich als Bürgermeister eines 17.000-Einwohner-Städtchens sicher nicht die Taschen voll macht, aber für eine Flüchtlingspolitik aus Überzeugung sein eigenes Leben aufs Spiel setzen musste, seiner Familie Schmähungen und Angst zumutete.

In den vergangenen Monaten klang es, als sei mit dem Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke in Kassel eine neue Ära der rechten Gewalt eingeläutet worden. Bei Hollstein fehlte 2017 ein halber Zentimeter bis zu seiner Halsschlagader. Nichts ist neu, was da im rechten Sumpf gerade passiert. Es wächst seit Jahren. Und ein Rezept dagegen fällt uns allen bisher nicht ein. Einstweilen bleibt es bei einzelnen Zutaten. Einer lauten Zivilgesellschaft, die Nein sagt. Und rechtsstaatlicher Härte. Von der bitte mehr als eine Prise. Dass Anzeigen von Politikern und anderen Opfern kaum Urteile folgen, ist beschämend für den Rechtsstaat.

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