Kommentar Reaktionen auf die Tat von Frankfurt: Mehr Respekt, bitte!

Meinung | Berlin · Die Reaktionen auf die schreckliche Tat von Frankfurt sind zum Teil bizarr. Oder anders gesagt: Einfach mal die Klappe halten bei Twitter und anderswo nach einer solchen Wahnsinnstat. Ein Kommentar.

 Menschen stehen Hand in Hand während einer Trauerveranstaltung der Bahnhofsmission vor dem Frankfurter Hauptbahnhof.

Menschen stehen Hand in Hand während einer Trauerveranstaltung der Bahnhofsmission vor dem Frankfurter Hauptbahnhof.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die politischen Reaktionen auf die schreckliche Tat von Frankfurt sind zum Teil bizarr. Da gibt es eine AfD, die ohne weitere Erkenntnisse sofort die ohnehin nicht mehr existierende Willkommenskultur ursächlich für die Tat ansieht. Schäbig. Als Ende Juli in Voerde ein (weißer) Serbe, ein Mann aus einem Land, dem sich die AfD verbunden fühlt, eine Frau vor einen Zug stieß, gab es keine Reaktion der Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel. Natürlich auch nicht, als ein Flüchtling kürzlich in Hessen niedergeschossen wurde. Passt halt nicht in die Strategie der Rechtspopulisten.

Das extreme linke Lager ist nicht besser, wenn der Verdacht einer rechten Straftat in der Luft liegt. So schaukelt man sich vor allem in den sozialen Netzwerken hoch. Fakten bewerten, Ermittlungsergebnisse abwarten, vor allem aber Rücksichtnahme und Respekt gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen sind an den politischen Rändern nicht mehr zu finden – wenn es das alles überhaupt jemals gegeben hat. Die Polarisierung schreitet voran. Insofern muss man Horst Seehofer loben, der am Dienstag erneut dazu aufgerufen hat, sich zurückzuhalten. Oder anders ausgedrückt: Einfach mal die Klappe halten bei Twitter und anderswo nach einer solchen Wahnsinnstat. Das würde der politischen Kultur im Land guttun.

Auf einem anderen Blatt steht die Debatte um mehr
Sicherheit an Bahnhöfen, die nun entbrannt ist. Sie zu führen, ist richtig. Was getan werden kann, sollte künftig auch getan werden. Denn es kann nicht sein, das man mit Angst am Bahnsteig steht, weil ein Verrückter einen von hinten ins Gleisbett stoßen könnte. Wie mehr Sicherheit gelingen kann, zeigen viele Beispiele in anderen Ländern. Die Umsetzung kostet Geld. Doch das sollte nach dem Fall von Frankfurt nicht die wichtigste Rolle spielen. Auch da hat Seehofer Recht.

 Hagen Strauß.

Hagen Strauß.

Foto: nn
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