Müller, Hummels und Boateng Nach dem Rauswurf der drei Weltmeister: Löws Defizite

Meinung | Düsseldorf · Joachim Löw hat jedes Recht einen Umbruch bei der Nationalelf einzuleiten, die Art und Weise wie er das tut, lässt jedoch zu wünschen übrig. Nicht zum ersten Mal.

 Mats Hummels (r.) spricht mit Jerome Boateng.

Mats Hummels (r.) spricht mit Jerome Boateng.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Kritik der Verantwortlichen des FC Bayern München an den personellen Entscheidungen des Bundestrainers Joachim Löw musste folgen. Das das gehört zur DNA und Selbstverständnis des Rekordmeisters. Aber sie kam zurecht, weil sie anders als gewöhnlich Substanz hat: Dass der Fußball-Bundestrainer Joachim Löw fast vier Monate nach dem letzten Länderspiel und kurz vor wichtigen Spielen des FC Bayern eine vielleicht vertretbare, aber doch in so vielen Facetten kuriose Entscheidung gegen drei Bayern-Leistungsträger getroffen hat, fällt auf ihn negativ zurück.

Und bestätigt den Eindruck, den man zuletzt vom Bundestrainer haben musste: Löw zaudert, lässt sich Zeit, muss zu Entscheidungen getragen werden. Ist demonstrativ gelassen, obwohl er sich das längst nicht mehr leisten kann. Und ist dann hart und bisweilen unverhältnismäßig, wenn man ihm das vorwirft – und der Druck weichen muss. Genau das ist jetzt passiert: Vertretbar wäre die These gewesen, dass eine junge deutsche Fußball-Nationalelf, die reich an Talenten ist, Raum zur Entfaltung braucht. Dass sie rechtzeitig vor der EM 2020 eine neue Hackordnung bilden muss, in der alte Leitwölfe oft stören. Auch, dass die Nationalelf neue Typen produzieren muss, die Begeisterung für die malade DFB-Elf wecken können – und sich nicht wie Jerome Boateng von Mesut Özil öffentlichkeitswirksam bemitleiden lassen. Das alles wäre sinnvolle Argumentation.

Aber wieder ist der Bundestrainer Getriebener seiner eigenen Defizite: Durchaus verdiente Spieler stellt er zur Unzeit und völlig unverhältnismäßig unterkühlt kalt. Löw darf auf alle verzichten, per Diktum das offizielle Nationalelf-Ende für sie beschließen sollte er aber nicht. Das geht stilvoller, wie Thomas Müller gestern in ehrlicher Manier bestätigt hat. Und: Es ist wahrlich nicht das erste Mal, dass dem Bundestrainer ein solcher Abschied gehörig misslingt.

 Olaf Kupfer

Olaf Kupfer

Foto: ja/Sergej Lepke
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