Pro und Contra Sollte die Mohrenstraße in Wuppertal-Heckinghausen umbenannt werden?

Wuppertal · Die Diskussion um den Straßennamen „Mohrenstraße“ könnte auch in Wuppertal jetzt beginnen. Ein Pro und Contra zu einer möglichen Umbenennung der Straße.

 Das Schild zur Mohrenstraße in Berlin.

Das Schild zur Mohrenstraße in Berlin.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Pro: Es geht um Menschen

Von Eike Rüdebusch

Eine Straße, die 1873 benannt wurde, hat eine lange Geschichte. Und ihr Name vielleicht auch einen Hintergrund, den wir in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr gutheißen müssen. Mohr ist ein Begriff aus einer Zeit, in der Weiße auf Schwarze hinabgeblickt haben. Das ist Teil unserer Geschichte. Deutschland hatte Kolonien. Hier wurden Schwarze im Zoo ausgestellt. Einen Straßennamen zu ändern, negiert nicht die Geschichte. Es könnte vielmehr zeigen, dass man sich vom damaligen Menschenbild distanziert. Ein Schild unter einem neuen Straßennamen könnte den Kontext erläutern, ohne die Geschichte auszulöschen.

Es sollte weniger um Geschichte als um Menschen gehen. Wenn man Begriffe nicht mehr nutzt, weil sie Menschen diskriminieren, warum müssen sie dann an Straßen stehen bleiben? Das müssen sie nicht.

Contra: Rassismus anders stoppen

Von Daniel Neukirchen

Die Mohrenstraße muss nicht umbenannt werden. Es ist vollkommen richtig, gegen jegliche Form der Diskriminierung vorzugehen. Unbestritten ist: Wer das Wort „Mohr“ heute als Bezeichnung für einen Menschen benutzt, signalisiert rassistische Feindseligkeit. Ein Straßenname hat aber einen anderen Kontext. Der Name „Mohrenstraße“ ist heute in Wuppertal untrennbar mit dem verbunden, was er bezeichnet: diese eine Straße. Erst die Zerlegung des Begriffs in seine Einzelteile offenbart seine diskriminierende Geschichte. So funktioniert Sprache aber nicht.

In dem Wort „Mohrenstraße“ steckt nicht 50 Prozent Rassismus, weil im Laufe der Jahrzehnte „Mohr“ ein abwertender Begriff geworden ist. Das Umbenennen von Straßen ist ein bloßes Zeichen gegen Rassismus, es dämmt ihn aber nicht ein. Wer gegen Straßenschilder kämpft, der begegnet Diskriminierung nicht dort, wo sie wirklich passiert.

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