Polizei muss ihr Image hinterfragen

Sicherheitskräfte in NRW sehen sich als Opfer von Gewalt.

Polizisten in Nordrhein-Westfalen fühlen sich zunehmend bedroht. Eine moderne Ausbildung und regelmäßige Fortbildungen sind deshalb wichtig, wenn sie den Beamten helfen, die sich häufig in gefährliche Situationen begeben.

Wenn neue Trainingszentren die Situation verbessern, ist das positiv. Die Pläne des Innenministeriums für neue Zentren sind deshalb zu begrüßen — doch sie lösen nicht alle Probleme, die die Polizeibeamten in der Studie nennen.

Die Polizeibeamten, aber auch die Gesellschaft, müssen sich auch fragen, warum die Hemmschwelle offenbar sinkt. Liegt es daran, dass der Umgangston in unserer Gesellschaft insgesamt rauer geworden ist? Steigt der Alkohol- oder Drogenkonsum? Sind die Menschen gewaltbereiter?

Das sind gesellschaftliche Probleme, die genauer ergründet werden sollten. Mithilfe der Analyse von Angriffen könnte die Polizei Rückschlüsse auf die Dynamik der Ausschreitungen ziehen — und Handlungsgrundsätze für die Zukunft ableiten.

Es ist ein ein richtiger Schritt, dass die Polizeibeamten Kommunikation mit den Menschen und Deeskalation üben. Denn, wie es der Bochumer Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes formuliert: Gewalt ist Ergebnis einer gescheiterten Kommunikation.

Die Polizei muss sich aber auch fragen, ob der Verlust an Respekt vor den Beamten nicht auch mit ihrem schlechten Image zu tun hat. Der nette Straßenpolizist ist ein Bild der Vergangenheit.

Dass das Ansehen des Berufsstandes nicht hoch ist, zeigt sich schon daran, dass die Polizei in vielen Bundesländern verzweifelt nach Nachwuchs sucht. Das schlechte Image beeinflusst sicher auch das Selbstverständnis der Polizisten. Sie sehen sich als Buhmänner.

Was aber das subjektive Empfinden als Opfer von Gewalt angeht, so spiegelt sich das nicht in Anzeigen von angegriffenen Polizeibeamten wider. Die Zahl stagniert in NRW seit Jahren.

In der Studie gibt eine große Zahl der Polizisten als Grund für das Nicht-Anzeigen an, dass sie kein Vertrauen in die Justiz hätten. Das ist besonders beunruhigend, denn was sagt es über den Staat mit seiner Gewaltenteilung aus, wenn die ausübende Gewalt der Justiz nicht traut?

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