Fahrradunfreundliche Städte in NRW Politik sollte schlechte Noten von Radfahrern als Arbeitsauftrag verstehen

Meinung · Die Umfrage des ADFC zur Stimmung unter Radfahrern zeigt große Defizite in NRW. Im Land und in den Städten sollte man den Weckruf wahrnehmen.

 Porträt Peter Kurz für Kommentar, Kommentarbild

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Foto: dpa/Uli Deck

Dass es Münster als „heimliche Fahrradhauptstadt“ erneut nicht auf Platz 1 im Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) geschafft hat, mag weh tun. Aber die Fahrradfreundlichkeit der Stadt bleibt unbestritten. Was man mit Blick auf andere NRW-Städte ganz und gar nicht sagen kann. Das „Ausreichend“ bei der  Stimmungsabfrage sollten Verkehrsminister Wüst (CDU) und die Landtagspolitiker als Arbeitsauftrag verstehen.

Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, so ist sie doch weit mehr als bloßes Lobbygeschrei. 60 000 Menschen in NRW (davon nur ein geringer Teil ADFC-Mitglieder) ärgern sich über zu enge und schlechte Fahrradwege. Und generell über zu wenig Raum für dieses Verkehrsmittel, das in der Pandemie einen Boom erlebt. Wer kann, meidet halt den ÖPNV. Aber auch schon vorher haben die Menschen mit dem verstärkten Kauf von Rädern und E-Bikes gezeigt, was sie wollen. Die Politik darf da bei ihren flankierenden Maßnahmen nicht hasenfüßig agieren. Ja, wer das Fahrrad und damit auch den Klimaschutz voranbringen will, muss das zwangsläufig auf Kosten des Autoverkehrs tun. Ja, den Autofahrern muss man da auch schon mal eine Spur wegnehmen, wie das Düsseldorf und Krefeld im vergangenen Sommer getan haben. Diese Pop-Up-Radwege wurden leider wieder zurückgebaut. Das Motto: Bloß nicht mit den Autofahrern anlegen.

Doch, eben das muss sein. Auch das konsequente Vorgehen gegen Falschparker auf Radwegen wäre eine gute behördliche Botschaft: Seht her, wir stehen auf der Seite des schwächeren Verkehrsteilnehmers. Mit abenteuerlichen Verkehrsführungen rund um Baustellen muss es ein Ende haben. Wenn noch mehr Menschen auf zwei Räder gelockt werden, so liegt das im Interesse einer lebenswerten und klimafreundlichen Stadt. Die Landespolitik hat die Chance, die Bemühungen einzelner Kommunen durch das aktuell diskutierte Fahrradgesetz ambitionierter zu flankieren als bisher geplant. Die Menschen warten darauf – das zeigt der (negative) Stimmungsbericht des ADFC.

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