Pflegeversicherung Eine alte, keine gute Idee

Der Applaus vom Balkon ist lange verklungen – die gegenüber den Pflegekräften erbrachte Ehrerbietung aus den Anfängen der Coronapandemie. Von Applaus kann man nicht leben. Es geht darum, den Beruf auch finanziell attraktiv zu machen, um dann, wenn die Boomer-Generation in ein paar Jahren hinfällig wird, genug Personal zu haben.

 Peter Kurz

Peter Kurz

Foto: picture alliance / dpa/dpa

Es gilt auch, denjenigen, die vom größten Pflegedienst, den  pflegenden Angehörigen betreut werden, mehr unter die Arme zu greifen. Das ist teuer, entsprechend steigen die Beiträge schon im Juli. Zu teuer, ruft die private Versicherungswirtschaft. Es brauche private Eigenvorsorge. Klingt gut, und doch hat die Sache Haken.

Natürlich melden sich die Versicherer aus Eigeninteresse. Das erinnert an die Teilprivatisierung des Rentenproblems unter der Regierung Schröder mit jenen Altersvorsorgeprodukten, die vor allem der Versicherungswirtschaft genutzt haben. Nun wieder auf eine private Zusatzvorsorge zu verfallen, kann keine generelle Lösung sein. Der Kauf einer der längst angebotenen Policen will wohlüberlegt sein. Wer einen solchen Vertrag abschließt, muss sich sicher sein, dass er die (steigenden) Prämienzahlungen jahrzehntelang stemmen kann. Wer nicht durchhält, läuft Gefahr, dass bis dahin eingezahltes Geld und  der Versicherungsschutz weg sind. Für andere rechnet sich die Sache nicht, weil sie im Alter eigenes Vermögen einsetzen und etwa eine Immobilie vermieten können, um die Pflegekosten zu bezahlen. Jeder Fall ist anders, generelle Empfehlungen für Zusatzversicherungen helfen nicht weiter.

Die jetzige Pflegefinanzreform kann nur ein Zwischenschritt sein. Man wird grundsätzlichere Wege gehen müssen. Wie vielleicht eine Steuerfinanzierung statt des Umlagesystems. Oder die Idee der Stiftung Patientenschutz: die Pflegeversicherung solle nur noch die reinen Pflegekosten übernehmen. Für alle weiteren anfallenden Ausgaben, wie Unterkunft und Verpflegung, hat der Pflegebedürftige selbst aufzukommen. Das schaffe Planbarkeit und Generationengerechtigkeit.

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