Obama: Er hat die Chance, was draus zu machen

Mit den Friedensnobelpreisen hat man es nicht leicht. So recht überzeugend waren die Entscheidungen nur in eher seltenen Fällen. Was wohl nicht allein an den Juroren, sondern vielmehr am bedauerlichen Mangel an rundum preiswürdigen Kandidaten liegt.

Nun also Barack Obama, der US-Präsident, der noch nicht einmal ein Jahr im Amt ist. Und das Preiskomitee machte in seiner Begründung auch deutlich, dass Grundlage seiner Entscheidung weniger tatsächliche Leistungen, sondern vor allem Hoffnungen auf eine bessere Zukunft sind.

Die "Stärkung der internationalen Diplomatie" und die "Vision einer atomwaffenfreien Welt" werden als Verdienste ausdrücklich genannt. Keine belastbare Bilanz also, sondern eine Art Blankoscheck auf eine friedliche Zukunft.

Der Nobelpreis honoriert nach acht Jahren George W. Bush wohl vor allem die von Obama angekündigte Rückkehr der USA unter das Dach des Völkerrechts. Und erinnern wir uns an diese Bush-Jahre und an so manche fragwürdige Entscheidung des Osloer Komitees in der Vergangenheit, so ist Barack Obama gewiss nicht die schlechteste Wahl. Auch wenn die jetzt so gefeierten "Visionen" des Präsidenten ihn in keiner Weise hindern, Milliarden für neue und subtilere Kernwaffen auszugeben.

Der Preis ist natürlich auch gedacht als Unterstützung Obamas in der Auseinandersetzung mit den amerikanischen Falken. Im sonderbaren Weltbild dieser patriotischen Rechten macht aber diese Auszeichnung Obama als Europas Lieblingsamerikaner eher noch verdächtiger. Und wir sollten uns keine Illusionen machen: Das Schicksal der von Obama angekündigten politischen Wende entscheidet sich in den USA und sonst nirgendwo.

So bemerkenswert wie merkwürdig die Preisvergabe auch ist, man wird die Entscheidung von Oslo nicht dem US-Präsidenten zum Vorwurf machen können. Immerhin hat er in den wenigen Monaten seiner Amtszeit noch keinen neuen Krieg begonnen. Und mit dem Friedensnobelpreis im Tornister, so vielleicht die Hoffnung in Oslo, könnte auch die Schamschwelle steigen, den Iran tatsächlich zu bombardieren. Der Preis ist so gesehen auch eine Bürde und Verpflichtung für Barack Obama. Er hat die Chance, was draus zu machen.

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