Nord Stream 2 : Diese schweren Fehler legt der Pipeline-Kompromiss offen
Meinung Düsseldorf Der in Brüssel gefundene Kompromiss zum Pipelineprojekt Nord Stream 2 wendet eine Gefahr ab. Und zeigt gleichzeitig auf, welche schweren Fehler Deutschland im Zusammenhang mit dem Bau der Gasleitung begangen hat. Ein Kommentar.
Wer über Gas schreibt, ist fast zwangsläufig zu Wortspielen verleitet. Irgendwas mit „explosiv“ wäre auf jeden Fall passend, denn das Pipelineprojekt Nord Stream 2 war ohne Zweifel dazu geeignet, dem ohnehin fragilen europäischen Gebäude weiteren massiven Schaden zuzufügen. Der in Brüssel jetzt gefundene Kompromiss wendet diese Gefahr vorerst ab. Aber er legt auch die schweren Fehler offen, die Deutschland im Zusammenhang mit dem Bau der Leitung begangen hat.
Zuvorderst: Die noch von Gerhard Schröder vereinbarte Verbindung durch die Ostsee über Jahre als rein wirtschaftliches Projekt zu deklarieren, zeugte angesichts der politischen Nebenwirkungen in Polen und vor allem der Ukraine von geradezu provokativer Blauäugigkeit. Inzwischen hat sich die politische Brisanz durch den Ukrainekonflikt, Putins gewachsenes strategisches Interesse an europäischer Uneinigkeit und Trumps Sanktionsdrohungen gegen das Projekt noch verschärft.
Man muss in Nord Stream 2 nicht zwangsläufig die Gefahr einseitiger Abhängigkeit von Russland sehen. Das Argument ließe sich auch umdrehen: Russland ist auf den Gasexport wirtschaftlich angewiesen und bleibt so womöglich beeinflussbar. Aber dass Deutschland lange meinte, das im Alleingang über Bedenken und Interessen der europäischen Partner hinweg regeln zu können, widerspricht den vielen europäischen Lippenbekenntnissen, mit denen Berlin sonst so gerne aufwartet.