Nichtraucherschutz: Eine saubere Trennung muss her

Es wird langsam ernst für die Raucher: Im kommenden Jahr wird es wohl vorbei sein mit dem Wildwuchs vor allem in der Kneipenszene. Derzeit blickt niemand mehr durch, das bestehende Gesetz nimmt kaum noch jemand ernst.

Vor allem in den Großstädten haben die Wirte den Aschenbecher längst wieder auf den Tisch gestellt, selbst in manchen Restaurants ist das Qualmen wieder gestattet - selbst wenn der Raucherraum nicht geruchsdicht vom Nichtraucherbereich abgetrennt ist.

Das alles ist ärgerlich und dem Gesetz der alten Landesregierung geschuldet, das zu viele Ausnahmeregelungen beinhaltet. Vor allem die Erfindung des Raucherclubs und die Ausnahme für die Kneipen unter 75 Quadratmetern ("Eckkneipenerlass") ermöglichten jenen Wildwuchs, den zu lichten sich die Kommunen immer mehr verweigern. Denn die müssten allabendlich Ordnungshüter mit Zollstock und Taschenrechner durch die Kneipenviertel schicken, um zu verhindern, was leider immer noch Alltag ist: Man kommt nach Hause und stinkt nach Qualm - ohne je Mitglied in einem Raucherclub gewesen zu sein.

Landesgesundheitsministerin Steffens geht das Thema wohltuend nüchtern an, vermeidet jeden Spruch, die die Raucher zu sozialen Außenseitern machen würde. Denn das wäre nicht nur kontraproduktiv, sondern schlichtweg geheuchelt. Die aktuelle Diskussion um die Erhöhung der Tabaksteuer zeigt: Der Staat braucht seine Raucher - zumindest, wenn er Milliarden benötigt, um Haushaltslöcher zu stopfen.

Der Imageverlust der Raucher ist gleichwohl rasant. Noch vor 30Jahren galt der Glimmstängel als cool und gesellschaftlich voll akzeptiert. Auch im Fernsehen wurde gequalmt, was die Schachtel hergab - beim Aktuellen Frühschoppen waren die teilnehmenden Journalisten im blauen Dunst oft nur schwer zu erkennen. An diese Zeit erinnert uns heute nur noch Helmut Schmidt.

Bei aller Nostalgie: Der Schutz der Mehrheit vor dem Laster der Minderheit hat Vorrang. Um diesen Schritt auch sauber zu vollziehen, bedarf es auch in Nordrhein-Westfalen eines sauberen Gesetzes. Was in Italien oder Irland klappt - beides Länder mit einer ausgesprochen lebenslustigen Bevölkerung -, sollte auch hier gelingen. Damit werden die Raucher dann leben müssen.

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