Neuer Minister: Auf den Kameraden folgt ein Chef

Merkel macht ihren Vertrauten zum Verteidigungsminister

Das ging schnell. Nach Ablauf einer Nacht präsentierte die vielfach als Zauderin gescholtene Bundeskanzlerin eine ebenso schlüssige wie koalitions-verträgliche Nachfolge-Regelung für das Amt des Verteidigungsministers. Die Bundeswehr bekommt nach dem Kameraden zu Guttenberg nun den Chef de Maizière. Er gehört zu den engen Vertrauten der Kanzlerin, bei ihm weiß sie die Herkules-Aufgabe „Umbau der Bundeswehr“ in guten Händen. De Maizière ist einer, der in Ruhe und vor dem Hintergrund vielfältiger politischer Erfahrung die Dinge bedenkt, bevor er Lösungen verkündet. Einer, der mutmaßlich auch die Größe besitzt, bereits gepackte Pakete noch einmal aufzuschnüren, wenn das der Bundeswehr und dem Land nützt.

Mit viel Fingerspitzengefühl hat die Kanzlerin auch die durch den Verlust ihres Hoffnungsträgers tief getroffene bayerische Schwesterpartei behandelt. Sie hat der CSU nicht zugemutet, einen der Ihren in die Fußstapfen der Pop-Ikone zu Guttenberg zu stellen. Der Neue wird im Zuge der Bundeswehr-Reform nicht um die Grausamkeit herumkommen, bayerische Traditions-Garnisonen aufzulösen. Dafür eignet sich besser ein Preuße.

Balsam auf die Seele der Christsozialen ist die Entscheidung, im Tausch für das Verteidigungsministerium einem Bayern das Innen-Ressort anzuvertrauen. Innere Sicherheit ist traditionell ein Herzensanliegen der auf Recht und Ordnung bedachten Bajuwaren. Wobei sich niemand in dem neuen Amtsinhaber täuschen sollte: Hans-Peter Friedrich gilt als besonnen und liberal, er kennt den Politik-Betrieb aus seiner Funktion als Landesgruppenchef der CSU im Bundestag — und hat auch schon mal öffentlich von Kanzlerin Merkel mehr Führungsstärke eingefordert. Was ihm offensichtlich nicht geschadet hat.

Man mag bedauern, dass die Politik um ein Talent ärmer geworden ist und an Unterhaltungswert verloren hat. Aber die Regierung hat auch die Chance bekommen, unglückliche Personalentscheidungen zu Kundus und zur Gorch Fock neu zu bewerten und bei der Neuordnung der Streitkräfte unbefangen auf die Argumente der Opposition einzugehen. Regierungen kommen und gehen, aber Verteidigungspolitik ist ein Geschäft über den Tag hinaus.

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