Meinung Narren dürfen noch hoffen

Vielleicht haben die Narren in der Region ja doch noch Glück: Manchmal schwächen sich Stürme unerwartet ab. Oder der erwartete Höhepunkt verschiebt sich auf einen anderen Zeitpunkt. Gut möglich, dass die Verantwortlichen kurzfristig doch noch grünes Licht für die Rosenmontagszüge geben können.

René Schleucher.

René Schleucher.

Foto: Sergej Lepke

Schön wär’s!

Wenn sich aber die gestrigen Vorhersagen bewahrheiten, bleibt den Organisatoren gar nichts übrig, als den Höhepunkt der jecken Session abzusagen. Wer will die Verantwortung tragen, wenn ein Besucher von einem herabstürzenden Ast getroffen wird? Oder wenn die Papp-Aufbauten der Prunkwagen dem Wind nicht standhalten? Um so etwas zu verhindern, gibt es Sicherheitskonzepte. Sie haben klare Regeln, und die sollten tunlichst befolgt werden.

Zumal eine Absage nicht das Ende aller Feierei bedeutet. Vielleicht kann man den einen oder anderen Umzug ja auch nachholen? In Düsseldorf hat man Erfahrung damit: 1990 wurde schon mal der Zoch wegen Sturmwarnung abgesagt — und zwar sehr kurzfristig. Der WDR hatte seine Kameras schon vor dem Rathaus aufgebaut, Tausende standen bereits am Zugweg.

Damit nicht alle Vorarbeit umsonst war, und um die enttäuschten Jecken zu trösten, wurde der Rosenmontagszug damals im Mai nachgeholt. Zwar schafften es einige Mottowagen nicht bis dahin (die Halbwertzeit ihrer Pointen war so kurz, dass sie verschrottet werden mussten), dafür war die Stimmung blendend: Bei Sonnenschein und mehr als 20 Grad feierten eine Million Besucher rund um Altstadt und Kö — sogar ein Hauch von Copacabana machte sich breit.

Schnell waren damals auch Spaßverderber zur Hand: Die Verschiebung folge allein wirtschaftlichen Interessen, der religiöse Kern des Karnevals gehe verloren. Stichhaltig war das nicht. Der Zoch ist heute vor allem ein großes, buntes Fest — mit satirischen Anklängen. Das kann man (wenigstens ausnahmsweise) auch mal im Sommer feiern.

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