Meinung : „Die Deutschen“ gibt es nicht, auch nicht beim Essen
Meinung Düsseldorf Die Deutschen achten beim Essen nicht auf Qualität und geben weniger Geld für Lebensmittel aus als andere Europäer. So hieß es lange Zeit. Jetzt heißt es: Die Deutschen essen endlich besser, achten statt auf den billigsten Preis beim Einkauf verstärkt auf Frische, Nachhaltigkeit, Regionalität.
Natürlich sind solche Pauschalausgaben Unsinn. „Die Deutschen“ gibt es nicht. Schon gar nicht beim Essen.
Hinter den Generalurteilen verbergen sich statistische Unreinheiten. Ein Beispiel: Ja, der durchschnittliche Deutsche gibt weniger Prozent seines Einkommens für Lebensmittel aus als ein Nigerianer, Kroate oder Grieche. Das liegt aber wohl eher daran, dass etwa in Nigeria das Einkommen so viel niedriger ist, dass ein größerer Anteil für die Ernährung aufgewendet werden muss. Um über die Qualität der konsumierten Nahrungsmittel etwas auszusagen, taugt diese Größe erkennbar nicht.
Immerhin: Die Experten scheinen sich einig zu sein, dass „die Deutschen“ endlich bewusster kaufen und essen. Auch hier muss man einschränkend sagen: Es geht mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um den Durchschnittsdeutschen oder auch nur die Mehrheit der Deutschen; die Menschen, die im Discounter zwischen der 99- und der 79-Cent-Salami noch ohne Blick auf Zusatzstoffe oder Herkunft die billigere Variante wählen, werden bleiben. Aber: Die Gruppe derer, die den Preis nicht mehr über alles stellen, wächst. Und das ist ein positiver Trend.