Meinung Mehr Geld für Gesundheit - Das geht uns alle an

Die Ausgaben für Gesundheit wachsen schneller als die Wirtschaft insgesamt. Verwunderlich ist das nicht, denn wir sind eine alternde Gesellschaft und wollen gleichzeitig alle am medizinischen Fortschritt teilhaben.

Fragt sich nur, wer es bezahlen soll. Derzeit sind es vor allem die Arbeitnehmer. Sie zahlen wie die Unternehmen einen Beitrag von 7,3 Prozent des Bruttoeinkommens in die gesetzliche Krankenversicherung. Hinzu kommt für die Beschäftigten aber noch der Zusatzbeitrag von durchschnittlich 1,1 Prozent. Absehbar ist, dass dieser Zusatz deutlich klettern wird. 2,5 Prozent könnten es 2020 sein.

Dass steigende Gesundheitskosten nur von den Arbeitnehmern geschultert werden, ist nicht nur ungerecht, sondern auch ökonomisch fragwürdig. Denn die Arbeitgeber fallen als Wächter für die Kostenkontrolle komplett aus, wenn ihr Beitrag „eingefroren“ bleibt. Insbesondere die drastisch erhöhten Ausgaben für Arzneimittel würden die Unternehmen hinterfragen, wenn sie ein Treiber für die Lohnnebenkosten wären. Nach der Bundestagswahl wird — unabhängig vom Ausgang — der Druck auf die Politik groß sein, zur paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung zurückzukehren. Auch Teile der Union hadern mit dem Zusatzbeitrag.

Anders sieht es mit der Bürgerversicherung aus. Ob eine Mehrheit diesen Weg tatsächlich will, ist zumindest zweifelhaft. Angeblich möchte SPD-Hoffnungsträger Martin Schulz mit dieser Idee in den Wahlkampf ziehen. Das behauptet jedenfalls der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Der Beifall von Grünen und Linkspartei wäre Schulz sicher. Käme es tatsächlich zur Bürgerversicherung, hätte die Private Krankenversicherung keine Zukunft mehr.

So drastisch hat es Barmer-Chef Christoph Straub im Gespräch mit unserer Zeitung nicht formuliert. Aber auch seine Forderung dürfte den Unternehmen nicht gefallen. Straub will, dass Privatpatienten ihren Versicherer jederzeit ohne Hürden wechseln können. So wie es in anderen Bereichen der Versicherungswirtschaft selbstverständlich ist. Das klingt vernünftig, und das ist es auch. Die privaten Krankenversicherer wären dann einem starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt, den sie heute nicht kennen. Vor allem langjährige Mitglieder können den Anbieter nicht wechseln, weil sie zu viel Geld verlieren. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert.

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