Meinung Machterhalt auf Arabisch

Deutsche Außenminister können traditionell gut mit dem saudischen Königshaus und haben auch gute Drähte nach Teheran. Die sunnitisch-wahhabitischen Monarchen am Golf haben mit Religions- und Meinungsfreiheit ebenso so wenig am Hut wie mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, sind aber gute Kunden deutscher Waffenproduzenten.

Meinung: Machterhalt auf Arabisch
Foto: Judith Michaelis

Im schiitischen Gottesstaat Iran sieht es kaum besser aus. Bloß dass die Mullahs bisher nur illegal an deutsches Mordwerkzeug gekommen sind. Nach der Einigung im Atomstreit gilt die islamische Republik nun als Partner auf Augenhöhe.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat am Dienstag mit den Amtskollegen beider Länder telefoniert und die Herren zur Mäßigung aufgefordert. Vor allem mit Blick auf Syrien: Teheran und Riad mischen dort kräftig mit. Iran auf Seiten Assads, die Saudis unterstützen sunnitische Milizen — und zeigen wenig Berührungsangst vor den Dschihadisten des Islamischen Staates.

Dass der Krieg in Syrien ohne Iran und Saudi-Arabien beendet werden kann, ist nicht sehr wahrscheinlich. Die Eskalation zwischen den rivalisierenden Regionalmächten, die sich an der Massenhinrichtung von 47 Menschen entzündet hat, ist mit dem Waffengang in Syrien allerdings nur indirekt zu erklären.

Die Tötung des Ajatollah Nimr al-Nimr und drei schiitischer Aktivisten hatte andere Gründe. Das saudische Königshaus fürchtet nichts so sehr wie Sektierertum — von innen und außen: Al-Nimr hat seit 2011 Autonomie für den schiitisch dominierten Osten des Landes gefordert. Die weiteren Hingerichteten gehörten zur Terrortruppe Al-Kaida, die auf der arabischen Halbinsel für einen Islam ohne Monarchie bombt und so die Macht der Saud-Dynastie infrage stellt. Auch gibt es keine Lösung in dem von Riad betriebenen Krieg gegen die Huthis im Jemen, die angeblich vom Iran unterstützt werden. Die Waffenruhe wurde von den Saudis jetzt offiziell aufgekündigt. Am Samstag, dem Tag der Hinrichtungen.

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