Meinung Lukrative Geschäfte mit der Rentenkasse

Meinung · Das Rentensystem ist besser als sein Ruf. Wer mit freiwilligen Beiträgen Rendite machen will, trägt aber auch Risiken.

Rolf Eckers

Rolf Eckers

Foto: Sergej Lepke

Es klingt verrückt, trifft aber tatsächlich zu: Wer vorzeitig in Rente gehen möchte und sich freiwillige Beiträge zum Ausgleich der Abschläge leisten kann, darf sich derzeit über eine Rendite von mehr als vier Prozent freuen. In Wahrheit liegt die Verzinsung sogar noch höher, weil die Zahlungen von der Steuer abgesetzt werden können. Private Rentenversicherer haben da keine Chance. Während sie attraktive Renditen bei extrem niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt nicht erwirtschaften können, profitiert die Rentenkasse mit ihrem Umlageverfahren von der starken Wirtschaft. Noch sind Beitragssätze und Rentenniveau stabil: Es lohnt sich, unter diesen Bedingungen einzuzahlen.

Dass die Rentenkasse auf die Möglichkeit der Sonderzahlungen nur sehr zurückhaltend hinweist, ist verständlich. Zwar sind die Geldtöpfe derzeit bestens gefüllt. Aber mit den freiwilligen Leistungen von heute entstehen finanzielle Verpflichtungen, die morgen und übermorgen erfüllt werden müssen. Und zwar von jenen, die dann Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Die Last dieser Renten trägt also die junge Generation. Aus ihrer Sicht ist es ein Glück, dass bisher nur wenige Versicherte die Chance auf Zuzahlungen genutzt haben.

Ohne Risiko ist das Geschäft mit der Rentenkasse für alle, die die hohe Rendite einstreichen wollen, allerdings nicht: Erstens ist eine vorzeitige Erstattung der Beiträge ausgeschlossen. Und zweitens gehen die Einzahler eine Wette auf ihr Leben ein. Sterben sie relativ früh, hat sich die Sache nicht gelohnt. Wer dagegen lange lebt oder einen Ehepartner hat, der überdurchschnittlich alt wird, schneidet glänzend ab. Nicht erfreulich ist die Sache dagegen auf jeden Fall für die Erben. Denn die dürfen sich eines Tages nicht über eine Immobilie, Aktien oder gut gefüllte Sparbücher freuen, die ihnen hinterlassen werden. Mit dem Tod ist das Geld weg.

Dass die gesetzliche Rentenversicherung Renditen von mehr als vier Prozent zahlen kann, ist auch ein Beweis für die Leistungsfähigkeit des Systems. Es ist eben besser als sein Ruf. Und das gilt auch dann noch, wenn das Rentenniveau sinkt. Anders als oft behauptet wird, führt das sinkende Rentenniveau nämlich nicht zu Rentenkürzungen, sondern dazu, dass die Renten weniger stark steigen oder stagnieren. Kürzungen sind gesetzlich ausgeschlossen. Gewerkschaften, Sozialverbände, Linkspartei und die SPD wollen verhindern, dass das Rentenniveau fällt. Viele Menschen hören das gerne. Sie möchten aber nicht für dumm verkauft werden. Sie wollen auch wissen, woher das Geld dafür kommen soll. Höhere Beiträge? Mehr Steuergeld? Eine noch längere Lebensarbeitszeit? Klare und damit unangenehme Antworten von den Rentenniveau-Bewahrern gibt es bisher nicht.

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