Meinung Legehennen in Freiland- oder Bodenhaltung: Ein Erfolg der Beharrlichkeit

Renate Künast ist bei vielen ziemlich verhasst. Das mag an ihrer Art liegen oder an ihrer Partei, den Grünen. Es hat aber vor allen Dingen damit zu tun, dass die ehemalige Landwirtschaftsministerin seit 2001 (!

) beharrlich für eine „Agrarwende“ eintrat und sich dafür den Hass der Lobby zuzog.

Die Kampagne gegen sie ging auch ins Persönliche, bis heute. Künast kann nun stolz auf sich sein. Denn am Dienstag wurde bekannt, dass es 2016 erstmals mehr Legehennen in Freiland- oder Bodenhaltung als in Käfigen gab. Es ist ein Erfolg für den Tierschutz und ein Erfolg für eine gesündere Ernährung. Und es ist ein Sieg der Beharrlichkeit der Politikerin.

Hinter der Nachricht stecken auch viele Rückschläge. Lange Übergangsfristen, die die Länder im Bundesrat durchsetzten, Mogelpackungen wie die so genannten Kleingruppenkäfige. Am Ende hat es eine Mischung gebracht: Verbote bestimmter Haltungsformen, Aufklärungskampagnen, Kennzeichnungspflichten. Inzwischen ist das Qualitätsbewusstsein der Konsumenten so gewachsen, dass Eier und Hühnerfleisch aus brutalen Produktionsweisen selbst in Discountmärkten nur noch schlecht an den Kunden zu bringen sind.

Es ist eine echte Wende in diesem Bereich. Der große Wermutstropfen in die gute Nachricht ist: Beim Rest der Fleischproduktion, vor allem bei Schweine- und Putenfleisch, ist von einem solchen Qualitätsbewusstsein noch wenig zu spüren. Weder auf Seiten der Kunden, für die Geiz noch immer geil ist, noch auf Seiten der Produzenten, die vielfach weiter nach der Losung „Masse ist Klasse“ wirtschaften und dabei kaum behelligt werden. Das Agrarministerium könnte allmählich wieder eine Renate Künast brauchen.

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