Kommentar Krankenkassen im Minus - Bloß keine Panik

Meinung | Berlin · Es wirkt auf den ersten Blick dramatisch - die gesetzlichen Krankenkassen rutschen ins Minus. Doch ein Grund zur Panik ist das erstmal nicht, es ist sogar teilweise politisch gewollt.

 Symbolbild

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Foto: dpa/Jens Kalaene

Die gesetzlichen Krankenkassen rutschen erstmals seit vier Jahren wieder ins Minus. Das klingt dramatisch, muss aber nicht beunruhigen. Schließlich verfügen die Kassen nach wie vor über stattliche Reserven. Aktuell sind es etwa 20 Milliarden Euro. Die müssen jetzt angezapft werden. Und das geht in Ordnung. Denn Krankenkassen sind keine Sparkassen. Insofern ist es sogar vernünftig, wenn sie nun einen Teil ihrer Rücklagen auflösen müssen.

Zu beachten dabei ist auch, dass sich die Beiträge in den letzten Jahren sehr moderat entwickelt haben. Mit Stand Oktober lag der durchschnittliche Zusatzbeitrag  sogar noch leicht unter dem Niveau  des Vorjahres. Heißt im Klartext: Mehrere Kassen hatten Anfang 2019 ihre Beiträge gesenkt. Eine weitere Ursache für das aktuelle Minus sind die stark steigenden  Ausgaben. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres haben sich allein die Arzneimittelausgaben um fast sechs Prozent erhöht. Preistreiber sind nicht nur neue, patentgeschützte Medikamente, auch die  finanziellen Aufwendungen etwa für Schutzimpfungen sind gestiegen.

Letzteres ist politisch gewollt. Man denke nur an das jüngst im Parlament verabschiedete Masernschutzgesetz. Auch die bessere Vergütung für Gesundheitsmitarbeiter macht sich in den Kassenbilanzen bemerkbar. Und wenn Pflegeeinrichtungen mehr Personal  bekommen sollen, dann kostet das ebenfalls zusätzlich Geld. Wer der Regierung an dieser Stelle eine überzogene Ausgabenpolitik vorwirft, der ignoriert, dass die Patienten davon profitieren. Und Patient kann jeder werden.

Für die Kassen freilich wird der Wettbewerb rauer. Denn die Zeiten immer höherer Überschüsse dürften auf absehbare Zeit vorbei sein. Gut möglich, dass manche Kasse deshalb ihren Zusatzbeitrag anhebt. Panik ist unangebracht. Die Höhe der Zusatzbeiträge bei den immer noch mehr als 100 gesetzlichen  Krankenkassen ist breit gefächert. Im Zweifel hilft ein Wechsel.

 Stefan Vetter

Stefan Vetter

Foto: k r o h n f o t o . d e
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