Meinung Krafts Lehre aus der Clinton-Niederlage

Verläuft der Wahlkampf um die Verteidigung oder politische Eroberung der NRW-Staatskanzlei so, wie die Nominierungsrede der Amtsinhaberin es erwarten lässt, dann wird sich Amin Laschet (CDU) an Hannelore Kraft die Zähne ausbeißen.

Meinung: Krafts Lehre aus der Clinton-Niederlage
Foto: Schwartz, Anna (as)

Und das selbst dann, falls die Martin-Schulz-Welle in wenigen Wochen ihr natürliches Ende dadurch finden sollte, dass die Euphorie an den Klippen der Wirklichkeit zerschellt, wenn der designierte SPD-Kanzlerkandidat und Parteivorsitzende sich größeren Herausforderungen stellen muss, als seiner Landespartei am Aschermittwoch in Schwerte zu erscheinen.

Die NRW-SPD und ihre einstimmig bestätigte Spitzenkandidatin Kraft haben — strategisch offensichtlich bestens beraten — aus der Niederlage der US-Demokraten mit Hillary Clinton gegen den Republikaner Donald Trump die Lehre gezogen, dass es überhaupt nichts bringt, sich an der Opposition abzuarbeiten, wenn man vorne liegt. Zwar gibt es darüber keine öffentlichen Zahlen, aber dass die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Amtsinhaberin ihren Herausforderer Armin Laschet in Sachen Popularität aussticht, würde auch Laschet bestätigen.

Woraus für Hannelore Kraft folgt: Jede Erwähnung der CDU nutzt nur der CDU, jede Klatsche für Armin Laschet nutzt nur ihm. Selbst die unbeliebte Hillary Clinton, so das Fazit dieser Sicht der Welt, hätte die Wahl gewonnen, wenn sie sich ausschließlich darauf konzentriert hätte, ihre Anhängerschaft zu mobilisieren. Und genau das tut die in NRW ungleich beliebtere Landesmutter Hannelore Kraft nun. Ihre Appelle richten sich an die Rechtgläubigen, die an die Urne gebracht werden müssen. Dazu bedarf es in der Tat keiner Argumente, sondern des Erzeugens von Aufbruchstimmung im eigenen Lager. Das kann klappen, wie es derzeit zu funktionieren scheint. Oder scheitern, falls die Stimmung kippt.

Aktuell kommt die amtierende rot-grüne Landesregierung zusammen auf keine Mehrheit. Am Ende wäre es sogar möglich, dass Hannelore Kraft mit einem Spitzenergebnis in der Opposition landet.

Das allerdings ist eine Option, über die die Ministerpräsidentin bis zur Auszählung am 14. Mai in Düsseldorf nicht nachdenken und darüber schon gar nicht öffentlich spekulieren wird. Hält der Wind aus Würselen jedoch an, könnte Kraft sogar die schwächelnden Grünen huckepack ins Ziel schleifen.

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