Meinung : Konzertierte Aktion: Offensive in der Pflege mit Lücken
Meinung Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Personalnot im Pflegebereich ist, so zeugen die 13.000 neue Stellen davon, dass es Union und SPD ernst damit meinen, die Verhältnisse in er Pflege zum Besseren zu wenden.
Es mag ein zeitlicher Zufall gewesen sein, dass kurz nach dem personellen Beben bei der SPD gleich drei Bundesminister vor die Kameras gingen, um Maßnahmen zur Bekämpfung der Pflegemisere vorzustellen. So ließ sich gut Einigkeit demonstrieren. Schließlich wird bereits kräftig über den Bruch des schwarz-roten Bündnisses spekuliert. Doch tatsächlich gäbe es dafür keinerlei Grund, müsste sich die Groko „nur“ am Schlüsselthema Pflege messen lassen. Denn hier zieht man tatsächlich weitgehend an einem Strang.
Die „Konzertierte Aktion Pflege“, die von der Bundesregierung vor rund einem Jahr initiiert wurde, ist jedenfalls nicht zu einer Schaufensterveranstaltung verkommen. Auch, weil sie einen politischen Vorlauf hat: Schon kurz nach ihrem Start brachte die Große Koalition die Schaffung von 13 000 zusätzlichen Stellen in der Altenpflege auf den Weg. Das sind 5000 mehr als in der seinerzeit fast noch druckfrischen Regierungsvereinbarung festgelegt. Auch wenn das trotzdem nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Personalnot im Pflegebereich ist, so zeugte dieser Schritt davon, dass es Union und SPD ernst damit meinen, die Verhältnisse zum Besseren zu wenden. Allein in den Jahren von 2007 bis 2017 hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen um mehr als 50 Prozent auf 3,4 Millionen erhöht. Tendenz stark steigend.
Dem gegenüber steht eine Fülle unterschiedlicher Interessen. Vor allem, wenn es um die Einkommen der Pflegekräfte geht. Gerade für Altenpfleger gilt, dass sie etwa im Vergleich zu Krankenpflegern deutlich schlechter entlohnt werden. Alle Werbekampagnen für den Pflegeberuf laufen aber ins Leere, wenn sie nicht endlich ordentlich bezahlt werden. Vor diesem Hintergrund ist unverständlich, warum sich einflussreiche Teile der Arbeitgeberseite gegen einen Flächentarifvertrag sperren.