Meinung Neu denken bis zur EM 2024

Düsseldorf · Deutschland richtet Fußball-EM 2024 aus

Deutschland bekommt eine Fußball-EM, die Stadien werden voll und 2,8 Millionen Tickets verkauft sein – nur Freude ob der Entscheidung für einen chancenreichen deutschen Sommer 2024 lässt kaum jemand mehr zu. Es gehört im Gegenteil seit geraumer Zeit zum guten Ton in dieser Republik, den DFB als wankenden Riesen zu identifizieren, der hier und dort was platt tritt, ohne auch nur einmal nach unten zu sehen. Das fängt bei der Nationalelf und ihren jüngeren Baustellen um Löw, Bierhoff oder Özil an. Da ist der anhaltende Konflikt zwischen Amateuren und Profis, das Spannungsverhältnis von Modernität und Tradition – samt Angriff gegen den Kommerz des Fußballs. Immer ist der DFB der Riese, ein starker aber vermeintlich tumber Gegner, Schwarz oder Weiß – dazwischen ist nichts mehr.

Dabei gäbe es mehr. Die klare 12:4-Entscheidung für Deutschland und gegen die Türkei ist ein Indiz dafür, dass bei der Uefa – anders als bei der Fifa mit ihren jüngeren Entscheidungen für Weltmeisterschaften in Russland und Katar – nicht alle Hemmungen gefallen sind und Menschenrechte noch eine Rolle spielen. Und: Deutschland hat nach allem, was sich nachweisen lässt und einzusehen ist, eine saubere Bewerbung abgegeben und nach höchsten Maßstäben von Transparenz gehandelt. Dafür verdient auch DFB-Präsident Reinhard Grindel Anerkennung, dessen Wirken zuletzt nicht mehr fair bewertet wurde.

Grindel und der DFB haben jetzt die Chance, das EM-Projekt als Leuchtturm für einen Aufbruch zu nutzen. „Vereint durch Fußball“ heißt das Motto, und damit ist der Anspruch formuliert, der vor allem für die vielen Konfliktherde des deutschen Fußballs gelten muss. Es muss eine neue gesellschaftliche Vision für ihn her. Und eine Idee, wie der deutsche Fußball sich zur ökonomisch wahnsinnigen Globalisierung dieses Sports verhält. Entstünde in dieser Hinsicht auch zwischen DFB und DFL eine klarere Linie, wäre viel gewonnen. Freilich: Es ist nur eine kleine Hoffnung.

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