Meinung Olympische Spiele verschoben - Der Druck hat es gerichtet

Meinung · Die Pandemie wird im Juli nicht ausgestanden sein. Es wäre schlicht verrückt gewesen, das strahlende Sportereignis als versehrte Kommerz-Veranstaltung durchzudrücken.

 Olaf Kupfer.

Olaf Kupfer.

Foto: ja/Sergej Lepke

Wie sehr die großen Olympier sich der Idee verschrieben hatten, das alle vier Jahre stattfindende Sportfest am Ende größer einzuschätzen als die weltweit andauernde Pandemie und deren Folgen, haben sie vor Tagen bewiesen. Noch am Wochenende sagte die ehemalige Fechterin Britta Heidemann als Mitglied der Athleten-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ihr seien Spiele ohne Zuschauer lieber als gar keine Spiele. Darauf vermeldete das IOC, sich vier Wochen Bedenkzeit für eine Lösung zu nehmen. Aber all das ist nur noch Makulatur, weil die Gesellschaft einmal mehr gezeigt hat, dass sie Blasen, in denen sich Funktionäre so lange zu bewegen scheinen, bis sie von außen zerstochen werden, zum Platzen bringen kann, wenn die Argumente klar auf dem Tisch liegen. An Olympia war schon lange nicht mehr zu denken.

Das hat Gründe: Die Pandemie wird im Juli nicht ausgestanden sein, Sportler können sich kaum oder bestenfalls extrem unterschiedlich vorbereiten. Und: Nationale Anti-Doping-Agenturen wie in China haben bereits im Februar ihre Arbeit eingestellt. Olympia in Tokio drohte neben allem Makel auch, entfesselte Doping-Spiele zu werden. Es wäre schlicht verrückt gewesen, das strahlende Sportereignis als versehrte Kommerz-Veranstaltung durchzudrücken.

IOC-Präsident Bach wusste das spätestens, als ihm die Athleten davon liefen. Sie stehen im Zentrum des olympischen Gedankens, ohne sie ist Vieles noch da, aber alles nichts. Damit wird es erstmals in der 124-jährigen Geschichte zu einer zeitlichen Verlegung kommen. Offenbar hat das der Gastgeber durch Premierminister Abe selbst und nicht das IOC vorgeschlagen, was finanzielle Folgen für das Komitee abmildern dürfte und die Entscheidung wohl erst möglich gemacht hat. Weil Geld immer eine entscheidende Bemessungsgrundlage im großen Sport ist.

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