Kommentar Nord Stream 2 – ein Fehler

Meinung | Düsseldorf · Der Streit um die russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 eskaliert. Die USA haben ihre Sanktionen gegen alle Beteiligten in Kraft gesetzt, die Empörung in Berlin und Moskau ist groß.

 Das Verlegeschiff "Audacia" des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2.

Das Verlegeschiff "Audacia" des Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Verhindern lässt sich das Projekt nicht mehr, aber verzögern. Offiziell sorgen sich die Amerikaner um die energiepolitische Versorgungssicherheit von Deutschland und Europa, die Abhängigkeit von Russland werde durch die Pipeline einfach zu groß. Tatsächlich verfolgen die USA aber vor allem Wirtschaftsinteressen. Sie wollen den Europäern ihr Gas verkaufen, das wegen des Frackings in den Staaten reichlich vorhanden ist. Die USA wissen, dass Europa mehr Gas benötigen wird, um weg von der Kohle zu kommen. Aber US-Gas ist wegen hoher Kosten bei Förderung und Transport viel teurer als russisches.

Trotzdem ist die Ostsee-Pipeline ein Fehler. Es sollte den Deutschen zu denken geben, dass es in Washington beim Widerstand gegen die Röhre einen überparteilichen Konsens gibt, und zwar schon lange. Der ehemalige Präsident Barack Obama hat Nord Stream 2 ebenso abgelehnt wie sein Nachfolger Donald Trump.

Widerstand gegen Nord Stream 2 gibt es aber auch in Europa. Mit Recht, denn die vorhandenen Transportkapazitäten auf dem Landweg reichen vollkommen aus. In Polen und im Baltikum ruft die Röhre altes, überwunden geglaubtes Misstrauen hervor, weil diese Staaten von der Ostsee-Pipeline umgangen werden. Und das Projekt schadet der Ukraine – also einem Land, das die EU und auch Deutschland vor russischer Aggression schützen wollen und zu dessen wenigen Trümpfen die Transit-Pipelines nach Europa gehören. Die Ukraine wird nun jährlich Milliarden verlieren. Gewinner bei diesem miesen Geschäft sind der russische Präsident Wladimir Putin und der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder, Cheflobbyist des russischen Gazprom-Konzerns.

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