Kommentar Impfpflicht – ein mutiger und richtiger Schritt

Meinung | Düsseldorf · Die Masern-Impflicht ist ein schwerwiegender Schritt. Und doch ist er gerechtfertigt.

Kommentar: Impfpflicht – ein mutiger und richtiger Schritt
Foto: dpa/Ole Spata

Ohne Frage, die jetzt eingeführte Impfpflicht ist ein besonders schweres Geschütz. Sie ist ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht. Zwar geht es nicht etwa um eine Zwangsimpfung, bei der ein jeder Unwillige fixiert und ihm gegen seinen Willen eine Injektion gesetzt würde. Doch es gibt einen starken mittelbaren Zwang. Da sind Bußgelder oder auch die Alternative, vor die sich impf­skeptische Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte oder Angestellte in Gesundheitseinrichtungen   gestellt sehen – sich entweder impfen zu lassen oder aber ihre Arbeit nicht mehr ausüben zu können. Und doch ist es richtig, dass Jens Spahn als erster Gesundheitsminister jetzt entschieden vorangeht. Und anders als seine Vorgänger der seit Jahren von Kinder- und Jugendärzten  erhobenen Forderung nachkommt.

Alle Aufklärungsversuche und Impfkampagnen haben es nicht vermocht, die von den Fachleuten zur Eindämmung der Masern erforderliche Impfquote zu erreichen. Der Trend scheint sich in Zeiten des Internets und dort gekochter Gerüchtesüppchen eher umzudrehen. Impfskeptiker bringen ihre verunsichernden Botschaften unters Volk. Dabei profitieren gerade sie davon, dass die große Mehrheit der Menschen durch Impfung immunisiert ist. Denn eine durch Impfung oder auch durch eine eigene frühere Krankheit erworbene Immunität sorgt für den sogenannten Herdenschutz, schützt damit auch diejenigen, die sich der Impfung verweigern.

Masern werden verniedlichend Kinderkrankheit genannt. Sogar sogenannte Masernpartys gibt es, bei denen Eltern ihre Kinder bewusst dem Infektionsrisiko aussetzen. Die Masern  habe doch früher jeder durchgemacht, heißt es lapidar. Gewiss war das mal so. Doch alle diejenigen, die sagen, dass ihnen das doch nicht geschadet habe, sollten bedenken, dass sie sozusagen die Gewinnerlose sind. Diejenigen, die dabei etwa tödlichen Schaden genommen haben, können nicht mehr reden. Masern können aufgrund des geschwächten Immunsystems erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Etwa Mittelohr- und Lungenentzündungen, Entzündungen des Gehirns bis hin zu Todesfällen.

Bei der weiterhin möglichen  Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, geht es eben nicht nur um diejenigen, die diese Impfung für sich ablehnen. Jede dieser individuellen Entscheidungen ist notwendig auch drittbezogen. Denn sie wirkt gefahrerhöhend für andere. In Kitas etwa gibt es nun mal Kinder, die wegen ihres jungen Alters oder wegen einer schweren Immunkrankheit nicht geimpft werden können. Und diese werden durch die Entscheidung der Imfpgegner mit gefährdet. Eine Entscheidung, die eben nicht nur sie selbst betrifft.

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