Kommentar Coronavirus – Die Gesundheit geht vor

Meinung | Berlin · Die Debatte über Kompetenzen bei der Absage von Großveranstaltungen ist absurd. Die Corona-Krise zeigt, dass der Seuchenschutz reformiert werden muss.

 Gesundheitsminister Spahn kann in der Corona-Krise den Ländern nur Empfehlungen geben.

Gesundheitsminister Spahn kann in der Corona-Krise den Ländern nur Empfehlungen geben.

Foto: dpa/Thanassis Stavrakis

Noch gibt es große Wissenslücken darüber, wie das Coronavirus genau funktioniert und welcher Impfstoff dagegen hilft. Klar dürfte allerdings sein, dass der Erreger in Frankreich der gleiche ist wie der in Deutschland. Und auch in Deutschland selbst macht das Virus sicher nicht vor Landesgrenzen halt. Was man ebenfalls weiß: Größere Menschenansammlungen begünstigen seine Ausbreitung. Die einschlägigen Gegenmaßnahmen muten jedoch wie ein Flickenteppich an. Und das sorgt für noch mehr Verunsicherung.

In Frankreich sind ab sofort Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern untersagt. Einheitlich im ganzen Land. Für Deutschland hat Gesundheitsminister Spahn jetzt die gleiche Untergrenze angeregt. Die Zahl mag willkürlich gegriffen sein. Aber es geht um eine konzertierte Antwort auf das Virus. Den Versuch, seine Verbreitung zu verlangsamen.

 Angesichts der raschen Corona-Ausbreitung muss der gesundheitliche Schutz  klar vor wirtschaftliche Interessen gehen, meint Stefan Vetter.

Angesichts der raschen Corona-Ausbreitung muss der gesundheitliche Schutz klar vor wirtschaftliche Interessen gehen, meint Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Mittlerweile wird in der EU über ein gemeinsames Maßnahmepaket diskutiert. Das sollte in Deutschland, also auf nationaler Ebene, doch erst recht gelingen. Laut Infektionsschutzgesetz entscheiden aber die Behörden vor Ort über die Zu- oder Absage eines Popkonzerts oder eines sportliches Events. Der Krisenstab der Bundesregierung kann zur Risikobewertung nur Empfehlungen geben. Manche Länder-Innenminister fühlen sich von Spahns Ansage gar bevormundet. Dabei wäre es doch völlig absurd, wenn zum Beispiel in Berlin ein Bundesliga-Spiel vor vollem Haus stattfinden könnte, in Baden-Württemberg aber nicht.

Angesichts der raschen Corona-Ausbreitung muss der gesundheitliche Schutz klar vor wirtschaftliche Interessen gehen. Überall in Deutschland. Das bedeutet: Die Kleinstaaterei in Sachen Seuchenschutz gehört endlich abgeschafft. Nötig ist ein einheitliches Vorgehen in Bund und Ländern. Spätestens nach der Corona-Krise müssen die Bestimmungen geändert werden.

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