Meinung : Klimaerwärmung - Zwischen Verdrängung und Gewöhnung
Meinung Jeder weiß, dass es gefährlich ist, beim Autofahren am Handy zu daddeln. Trotzdem tun es viele. Unfallstatistiken halten sie nicht ab. Erst wenn man selbst ein Unglück erlebt, ändert man sein Verhalten.
Verdrängung ist eine menschliche Grundeigenschaft.
Beim Klimawandel wird das immer schwieriger, denn die Erfahrung mit seinen Folgen wird intensiver. In den pazifischen Inselstaaten ist das schon lange der Fall, aber nun auch in Europa. Gletscherschmelze, Starkregen, Dürre, das sind alles keine fernen Phänomene mehr. Überflutungen an den Küsten werden dazukommen; 3,2 Millionen Deutsche wären davon nach jüngsten Schätzungen direkt betroffen. Unsere Spezies ist freilich nicht nur in Sachen Verdrängung ein Meister, sondern auch im Fach schnelle Gewöhnung. Man kauft dann eben mehr Klimaanlagen und erhöht die Deiche.
Ganz schlecht sind wir hingegen bei der Aufgabe Veränderung. Auf dem Papier steht das Ziel einer karbonfreien Wirtschaft bis 2050 spätestens seit dem G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau. Und seit dem Pariser Klimaabkommen ist auch eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad, wenn irgend möglich auf 1,5 Grad, vereinbart. Nur wird viel zu wenig getan, um diese Ziele zu erreichen. Die Weltgesellschaft belügt sich sozusagen selbst. Wie ein Raucher, der verspricht aufzuhören. Morgen, sagt er. Und morgen verschiebt er es wieder auf den nächsten Tag.