Meinung Qualität zum Nulltarif?

Meinung · Die schwarz-gelbe Landesregierung lobt sich für ihre neuen Pläne in Sachen Kita-Finanzierung. Nun sollen zwei Jahre statt bislang einem vor der Einschulung beitragsfrei sein. Ein Geschenk an die Eltern.

Klingt gut. Dabei argumentiert der für die Kitas zuständige Minister Joachim Stamp (FDP)  durchaus ähnlich wie die SPD, die jedoch eine völlige Beitragsfreiheit der Kita fordert. Auch er spricht davon, dass er langfristig am liebsten die komplette Beitragsfreiheit hätte und sieht es ähnlich wie seine Kritiker: dass nämlich durch eine gute Kita-Versorgung die Startchancen für Kinder unabhängig von ihrer Herkunft verbessert würden.

Ja, eben, sagen die Befürworter der völligen Beitragsfreiheit, gerade weil die frühkindliche Bildung so wichtig für das Gelingen des späteren Lebens ist, müsse sie jedem offenstehen. Doch bei dem Flickenteppich höchst unterschiedlicher Beitragssätze im Land, der auch in Zukunft in den ersten Kita-Jahren weiter bestehen wird, kann von Beitragsgerechtigkeit keine Rede sein. Ein hoher Beitrag kann junge Mütter vom beruflichen Wiedereinstieg abhalten.

Doch die Beiträge sind nur die eine Seite der Medaille. Mindestens ebenso wichtig sind die Qualität der Kitas, zusätzliche Plätze, der Personalschlüssel der Erzieherinnen und Erzieher und flexible Öffnungszeiten. Auch das will finanziert werden und kommt schließlich Kindern und Eltern zugute.

Man dürfe Beitragsfreiheit und Qualität nicht gegeneinander ausspielen, sagt dazu die SPD. Allerdings käme die von ihre favorisierte völlige Beitragsfreiheit auch jenen Eltern zugute, für die es finanziell ein Leichtes ist, sich an der guten Betreuung ihres Nachwuchses zu beteiligen. Jede Beitragsfreiheit nach dem Gießkannenprinzip ließe das außer acht. Um beides zu vereinen – bessere Qualität, Entlastung bei den Beiträgen – wäre es besser, nicht die letzten beiden Jahre beitragsfrei zu stellen, sondern die Beiträge zu senken, vom ersten Jahr an über die ganze Dauer des Kita-Besuchs. So würde für alle Familien bereits die Zugangsschwelle gesenkt.

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