Keine Toleranz für dumpfe Krawallmacher

Nach der Eskalation der Hooligan-Demo in Köln.

Ein Kommentar von Vera Zischke.

Ein Kommentar von Vera Zischke.

Genau so erschreckend wie die Bilder vom Kölner Straßenkampf ist das Erstaunen darüber. Hat tatsächlich jemand geglaubt, dass sich gewaltbereite Hooligan-Gruppen mit der Neonazi-Szene verbünden, um dann friedlich über NRWs größten Präsentierteller zu schlendern? Glaubt wirklich jemand, dass diese Szene stellvertretend für unsere Gesellschaft klarstellen sollte, dass Salafisten keinen Platz bei uns haben? Bitte nicht!

Was wir am Sonntag erlebt haben, waren dumpfe Krawallmacher, die ein gesellschaftsfähiges Feindbild vorschoben, um ihre Szene aus der Bedeutungslosigkeit zu prügeln. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn die Kölner Salafistenszene die Einladung zur Straßenschlacht angenommen hätte. Nicht zu fassen, dass diese Veranstaltung mit der Aussicht auf tausende Teilnehmer nicht aus der Innenstadt herausverlegt wurde.

Einen größeren Effekt hätten sich die Hooligans gar nicht wünschen können. Ihr Auflauf in der Hauptstadt der deutschen Salafistenszene war eine einzige Machtdemonstration. Jetzt hat jeder gesehen, wie groß das Mobilisierungspotenzial dieser Gruppe ist — und wie stark sie von Rechtsextremen durchsetzt ist. Umso erschreckender, dass in Internetforen noch immer Menschen der Ansicht sind, dass diese Chaoten die Richtigen sind, um sich mit aufgepumpten Oberarmen gegen islamistische Extremisten zu stellen. Aufwachen, bitte!

Entscheidend ist, dass sich die große Mehrheit jetzt nicht verschreckt ins Schneckenhaus zurückzieht und die Auseinandersetzung über Extremismus ausgerechnet den Extremisten überlässt. Es ist unser aller Aufgabe, klarzustellen, dass diese Gruppen keinen Platz in Deutschland haben — weder salafistische noch rechtsmotivierte.

Die Behörden wiederum müssen verhindern, dass sich die Gruppen gegenseitig hochschaukeln. Deshalb tut NRW-Innenminister Ralf Jäger gut daran, wenn er nach Möglichkeiten sucht, Demos der „Hooligans gegen Salafisten“ in Zukunft zu verbieten. Dann muss er sich aber auch fragen, ob er weiterhin weniger Polizisten in Fußball-Einsätze schicken will. Er kann nicht die Innenstädte abriegeln und die Hintertüren in und um die Stadien sperrangelweit öffnen.

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