Joseph Blatter: Ein Sonnenkönig auf der Schattenseite

Joseph Blatter bleibt Präsident des Fußball-Weltverbandes

Als Mohamed bin Hammam seine Kandidatur um die Fifa-Präsidentschaft bekanntgab, glaubten viele voreilig, die Götterdämmerung im Züricher Tempel des Fußball-Weltverbandes sei angebrochen. Von dem katarischen Millionär ist nicht mehr die Rede, kalt gestellt von der Ethik-Kommission des Weltverbandes. Welcher Ethik diese Kommission folgt, wissen alle. Es ist die Ethik des alten und neuen Präsidenten Joseph S. Blatter.

Wer den Schweizer angreift, muss wissen, mit wem er sich anlegt. Kein Zweiter beherrscht im internationalen Geschäft mit dem Sport die Kunst der Intrige so gekonnt wie der Walliser. „Krise. Welche Krise?“, fragt Blatter. Die Selbstherrlichkeit des Schweizers trägt bisweilen skurrile Züge.

Wie einst Juan Antonio Samaranch, der das Internationale Olympische Komitee Jahrzehnte führte und selbst die größten Skandale im olympischen Zirkel weitgehend unbeschadet überstand, lässt Blatter seine Gegner einfach ins Leere laufen.

Was nichts daran ändert, dass erwachsene Menschen dem Spanier Samaranch wie dem Schweizer Blatter huldigten wie die Höflinge dem gekrönten König. Joseph Blatter führt die Funktionäre des Fußballs wie Marionetten. Der spanische Vizepräsident Angel Maria Villar Llona dankte in Zürich öffentlich dem lieben Gott, dass er mit Blatter zusammenarbeiten dürfe.

Einen „König des Sauhaufens“ nannte ihn eine deutsche Tageszeitung. Warum auch nicht? Niemals zuvor war das Image der Fifa schlechter. Hochrangige Funktionäre sind wegen Korruptionsanschuldigungen suspendiert, auch gegen Blatter selbst werden Bestechungsvorwürfe erhoben.

Bezeichnend, dass in der schwersten Krise der IOC-Präsident Jacques Rogge erklärt, die Fifa werde daraus gestärkt hervorgehen. Der Belgier galt einmal als reformfreudig, ist aber auch schon lange Präsident einer Organisation, die eine Geldmaschine ist. Wie die Fifa.

Dass der Fifa-Kongress zukünftig die Weltmeisterschaft vergibt, bezeichneten in Zürich einige als „revolutionär“. Dabei hat das mit Revolution nichts zu tun. Es ist das geschickte Entgegenkommen eines Präsidenten, der eigentlich nicht zu halten ist. Blatter, der selbst ernannte Visionär, macht weiter. Es ist unglaublich. Aber Realität.

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