Meinung In Flüchtlinge investieren

Nur noch 2,91 Millionen Erwerbslose wurden im vergangenen Monat in Deutschland gezählt — das ist die niedrigste Februar-Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren. Gleichzeitig gibt es mit knapp 43 Millionen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen so viele reguläre Stellen wie nie zuvor in diesem Land.

Die Bedingungen, um die vielen Asylbewerber in Lohn und Brot zu bringen, scheinen perfekt zu sein. Also alles kein Problem? Nein, so einfach ist es nicht. Zunächst kosten die Zuwanderer viel Geld, zweistellige Milliardenbeträge. Es geht um Unterbringung, Versorgung und Integration. Das A und O sind die Sprachkenntnisse. Bevor ein Flüchtling nicht richtig Deutsch kann, ergibt eine Jobvermittlung keinen Sinn. Für alle Beteiligten ein langer, ein mühsamer Weg.

Erfahrungen mit vor 15 Jahren nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen zeigen allerdings, dass inzwischen drei Viertel von ihnen eine Stelle gefunden haben. Anders gesagt: Es lohnt sich, in die Zuwanderer zu investieren. Warum am Ende alle vom schwierigen Prozess der Integration profitieren, hat gestern Gregor Berghausen von der IHK Düsseldorf treffend auf den Punkt gebracht. Mit den Asylbewerbern kämen jetzt die Kinder zu uns, die wir vor 20 Jahren nicht bekommen hätten. Bedeutet: Heute sind es Flüchtlinge, morgen Fachkräfte. Der Wohlstand in diesem Land lässt sich nur erhalten, wenn aus den Migranten Kollegen, Konsumenten und Nachbarn werden.

Richtig: Es gibt Flüchtlinge, für die ist ihre Religion wichtiger als unser Grundgesetz, sie lehnen die Gleichberechtigung von Mann und Frau ab, manche sind kriminell, im Einzelfall können es auch Terroristen sein. Aber was heißt das? Wer von den Migranten in Deutschland eine Bleibeperspektive bekommt, wird alles daran setzen, seinen legitimen Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Das ist in den ersten Jahren für Fremde und Einheimische ein schwieriges Unterfangen. Aber langfristig haben beide Seiten etwas davon.

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