In diese Fußstapfen kann niemand treten

Die Welt hat allen Grund, den Tod Nelson Mandelas zu betrauern

Für ein paar Sekunden hat die Welt den Atem angehalten. Für ein paar Augenblicke hatte Nelson Mandela wieder die Aufmerksamkeit, die ihm gebührte.

Für ein paar Momente war im hektischen Alltag Zeit, darüber nachzudenken, was Nelson Mandela von allen Politikern dieser Erde unterscheidet. Gradlinig und weise, unerbittlich, aber trotz Verfolgung und jahrelanger Haft auch versöhnlich — das sind Eigenschaften, die Menschen auf allen Kontinenten mit dem Mann verbinden, der jetzt im Alter von 95 Jahren gestorben ist.

Als Kind angepasst, als junger Mann Rebell, im Alter Staatsmann mit Herz und Verstand, führte Mandela sein Südafrika aus der Rassentrennung in eine bessere Gegenwart. Nun ist es an seinen Nachfolgern, das Werk zu vollenden — ohne ihn als moralische Instanz, als Leitplanke für vernünftiges, menschenfreundliches politisches Handeln.

Südafrika hat nach allem noch einen sehr weiten Weg vor sich. Mandelas Tod wird dazu führen, dass der Rest der Welt für ein paar Tage noch nach Kapstadt, Pretoria, und Johannesburg schaut, um sich hernach wieder anderen, eigenen Themen zuzuwenden.

Dabei wären gerade alle Politiker gut beraten, Mandela und seine Philosophie nicht zu vergessen. In einer US-amerikanischen Zeitschrift hieß es am Freitag, Mandela sei der einzige Politiker, den die Menschen wirklich vermissten. In der Live-Sendung eines deutschen Radiosenders brach ein Mann in Tränen aus, weil Mandela seiner Ansicht nach für alles stand, was Politik gut und menschlich macht.

Für die Vereinigten Staaten hat Barack Obama Halbmast-Beflaggung an allen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Für den Präsidenten der USA war Mandela ein Vorbild, ein Idol, ein Hoffnungsträger.

Das war der Friedensnobelpreisträger Obama auch einmal, bis sich herausstellte, dass sein politisches Interesse doch nicht dem Zusammenleben der Staaten zum Nutzen aller gilt, sondern nur dem Vorteil der USA, und dass er nicht die Kraft hat, sein gespaltenes Land zu einen. Obama zeigt stellvertretend für alle, wie weit Politiker vom Ideal entfernt sind. Und jetzt ist das Ideal gestorben. Die Welt hat allen Grund, den Tod Nelson Mandelas zu betrauern.

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