Meinung Hürden für den Ticket-Traum

Man kann es sich leicht machen und sagen: Die Grünen suchen händeringend noch ein populäres Wahlkampfthema und werfen in einer Art Torschlusspanik das NRW-Ticket in die Diskussion. Da mag etwas dran sein, aber politisches Kalkül diskreditiert per se noch keine politische Idee.

Ekkehard Rüger.

Ekkehard Rüger.

Foto: Sergej Lepke

Und die ist im Falle des NRW-Tickets erst einmal zweierlei: sympathisch und vor allem endlich wirklich einfach. Für zwei Euro am Tag nach Herzenslust mit dem ÖPNV quer durch NRW, das kapiert jeder. Eine Sehnsucht unzähliger Fahrgäste und skeptischer ÖPNV-Verweigerer würde wahr.

Das Problem bei einfachen Ideen ist nur, dass sie bei genauerem Hinsehen meist etwas von ihrem Charme einbüßen. Die Grünen wollen Autofahrer zum Umsteigen bewegen. Wie nötig das ist, belegt ein Blick auf die Staumeldungen und die Schadstoffwerte in den Innenstädten. Aber sollen deshalb diejenigen beim Zugriff auf das NRW-Ticket privilegiert werden, die dem ÖPNV bisher noch die kalte Schulter zeigen? Wenn heute schon die Zahl der überörtlichen Pendler, die weit mehr als 730 Euro pro Jahr für ihr Monatsticket zahlen, deutlich über den 333 000 NRW-Tickets liegen, die die Grünen jährlich zur Verfügung stellen wollen, dann ahnt man, dass das Angebot erst einmal eines erreichen würde: böses Blut.

Auch der Ansatz der Grünen, auf dem Weg aus dem Tarifdschungel eine stärkere Tarifsubventionierung ins Spiel zu bringen, ist im Kern nicht verkehrt. Aber bei den zur Gegenfinanzierung angeführten zusätzlichen Bundesmitteln gibt es viele Begehrlichkeiten, gerade auch im Investitionsbereich. Für alles zugleich wird das Geld am Ende dann doch nicht reichen.

Damit hat die Idee eines für jeden verständlichen NRW-Tickets nicht ihre Berechtigung verloren. Aber eine rot-grüne Landesregierung müsste nach der Wahl noch deutlich nachjustieren. Rot-grüne Regierung nach der Wahl? Wahrscheinlich ist das die größte Hürde für den grünen Ticket-Traum.

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