Hochtief: Das Ende eines deutschen Wirtschaftsriesen

Hochtief kann die Übernahme durch ACS nicht mehr abwenden

Herbert Lütkestratkötter ist ein Kämpfer — in eigener Sache und für Hochtief. Der Chef des größten deutschen Baukonzerns will sich nicht geschlagen geben. Vor der Hauptversammlung im Mai will „Dr. Lü“, wie er genannt wird, die Kleinaktionäre mobilisieren, um das Unvermeidliche zu verhindern: Die Übernahme Hochtiefs durch den spanischen Konzern ACS. Es wird Lütkestratkötter nicht gelingen. Zuviele Hochtief-Aktien sind schon im Besitz der Spanier.

Aber wenn er schon seinen Posten bei Hochtief räumen muss, dann will er vorher wenigstens noch seinen eigenen Marktwert steigern. Zumindest das ist dem 60 Jahre alten Konzernlenker bisher gelungen.

Über die Geschichte Hochtiefs hingegen könnte schon bald das letzte Kapitel geschrieben sein. Die Spanier sind so entschlossen, den deutschen Bauprimus zu schlucken, dass selbst Lütkestratkötters Versuche nicht fruchten dürften, durch eilige Verkäufe profitabler Töchter den Aktienkurs von Hochtief zu steigern, die Übernahme zu verteuern und schließlich zu verhindern.

In der Welt der Wirtschaft ist das alles ein ganz normaler Vorgang, nichts, wodurch sich auf dem Börsenparkett in Frankfurt, Düsseldorf, Mailand oder Madrid Mitleid oder Schamgefühl breit machen könnte. Der Große schluckt den Kleinen, der Starke frisst den Schwachen.

Im Fall Hochtief allerdings ist das umgekehrt. Und das macht die Sache so ärgerlich. Nicht der Gesunde heilt den Kranken, sondern der Kranke zerstört den Gesunden. Denn während ACS hochverschuldet ist, gilt Hochtief als äußerst solvent, bestens aufgestellt und absolut zukunftsfähig.

Das ist auch der Grund, aus dem die Spanier ihre Finger nach den Deutschen ausgestreckt haben. Zwar wird es aller Voraussicht nach für den Fall der Übernahme Vereinbarungen geben, die betriebsbedingte Kündigungen eine zeitlang ausschließen. Aber nach Verstreichen der Frist dürfte geschehen, was meistens geschieht, wenn ein Unternehmen in Heuschrecken-Manier unterwegs ist. Dann wird filetiert und verkauft — und ACS kann den Kopf ein bisschen aus dem Schuldensumpf heben.

Ein Großaktionär hätte das verhindern können. Aber der US-Fonds Southeastern entschied sich anders: gegen Hochtief, für schnellen Profit.

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