Meinung Hilflos in Afghanistan

Es sind schreckliche Nachrichten, die uns aus Afghanistan erreichen. Bei einer Serie von Anschlägen wurden am Montag mindestens 36 Menschen getötet, darunter elf Kinder. Zehn Journalisten kamen uns Leben, so viele wie nie zuvor an einem Tag seit dem Sturz der Taliban 2001. Was lernen wir daraus?

Meinung: Hilflos in Afghanistan
Foto: Sergej Lepke

Es sind schreckliche Nachrichten, die uns aus Afghanistan erreichen. Bei einer Serie von Anschlägen wurden am Montag mindestens 36 Menschen getötet, darunter elf Kinder. Zehn Journalisten kamen uns Leben, so viele wie nie zuvor an einem Tag seit dem Sturz der Taliban 2001. Was lernen wir daraus?

2012 waren etwa 130.000 ausländische Soldaten in Afghanistan. Doch gebracht hat dieser militärische Kraftakt nichts. Das Land befindet sich längst wieder weitgehend in der Hand der islamistischen Taliban. Die vom Westen gestützte Regierung von Aschraf Ghani verfügt über keinerlei Rückhalt in der Bevölkerung und versinkt in Korruption. Es ist an der Zeit, sich bittere Wahrheiten einzugestehen: Der Westen hat den Krieg in Afghanistan verloren. Der Versuch, einen demokratischen Staat nach unserem Vorbild aufzubauen, ist gescheitert.

Allein die Bundeswehr hat seit 2001 zehn Milliarden Euro für ihren „Stabilisierungseinsatz“ ausgegeben. Das Ergebnis ist ein Desaster. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will eine Aufstockung von 1000 auf 1400 Soldaten. Nur: Sie sollen nicht die Sicherheit des Landes verbessern, sondern die deutschen Offiziere und Militärberater noch stärker beschützen. Ein Irrsinn, weil es nur darum geht, sich im Camp bei Masar-i-Scharif möglichst perfekt einzuigeln.

Militärisch ist am Hindukusch nichts mehr zu gewinnen. Die Bundeswehr sollte das Land verlassen. Um einen solchen Schritt zu gehen, braucht es politischen Mut. Denn es wäre das Eingeständnis, fast alles falsch gemacht zu haben und jetzt komplett hilflos zu sein. Es gibt keinen Plan, wie sich von außen der Frieden nach Afghanistan bringen lässt. Auch das zivile Engagement führte nicht zum Ziel. Es wurden Brücken gebaut, Brunnen gebohrt, Schulen errichtet. Doch die vielen Milliarden haben das Land nicht sicherer gemacht, sondern die Position der Taliban gestärkt. Es gibt nichts, was Hoffnung auf Besserung macht.

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